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Ein Mädchen hält einen Bücherstapel fest unter den Arm geklemmt und trägt einen Rucksack auf dem Rücken.
Was sagen Statistiken zu geschlechtsspezifischen Unterschieden bei Ausbildung, Studium oder Arbeitsmarkt? In den Faktenblättern hat die Initiative Klischeefrei Zahlen und Fakten übersichtlich aufbereitet. Sie machen deutlich, wie wichtig eine klischeefreie Berufs- und Studienwahl ist.

Welchen Einfluss hat die Freizeitgestaltung auf die Lesekompetenz? Welche Rolle spielt das Selbstvertrauen bei Leistungsunterschieden von Jungen und Mädchen? Und wie wirkt sich dies auf die Fächerwahl der Geschlechter aus?

Freizeitgestaltung hat Einfluss auf Lesekompetenz

Die durchschnittlich bessere Lesekompetenz von Mädchen ist auch auf eine deutlich höhere Affinität zu Büchern zurückzuführen. Jedes zweite Mädchen, aber nur jeder dritte Junge liest täglich oder mehrmals pro Woche Bücher aus Vergnügen, zum Beispiel Romane und Erzählungen. Dagegen lesen nur 11 Prozent der Mädchen gar keine Bücher in ihrer Freizeit, bei den Jungen ist dieser Anteil mit 24 Prozent mehr als doppelt so hoch. In medienbezogener Freizeitgestaltung haben für Jungen digitale Spiele sowie Online-Videos größere Bedeutung. Mehr als 80 Prozent der Jungen spielen regelmäßig, bei den Mädchen liegt dieser Anteil bei 41 Prozent. Zudem haben digitale Spielwelten für die Jüngeren eine höhere Relevanz und sind mit zunehmendem Alter der Jungen und Mädchen weniger stark im Alltag verankert.¹

Die Pisa-Studie 2015 zeigt, dass sich die Leistungen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern in Mathematik, Lesen und Naturwissenschaften nur graduell unterscheiden. Mädchen haben gegenüber Jungen einen Leistungsvorsprung von 21 Punkten in der Lesekompetenz, das entspricht einem Vorsprung von 6 Monaten. Jungen haben dagegen einen Leistungsvorsprung von 16 Punkten in Mathematik und 10 Punkten in Naturwissenschaften gegenüber gleichaltrigen Mädchen. Das entspricht einem zeitlichen Vorsprung von 3 bzw. 4,5 Monaten.
Infografik zu Leistungsunterschiede von Mädchen und Jungen in Naturwissenschaft, Lesen und Mathematik. Während beim Lesen die Mädchen einen deutlichen Vorsprung haben, liegen die jungen in Naturwissenschaften und Mathematik vorn.

Selbstvertrauen verringert geschlechtsspezifische Leistungsunterschiede

In Mathematik und Naturwissenschaften sind Jungen durchschnittlich etwas besser als gleichaltrige Mädchen. Diese Unterschiede sind auf geringeres Vertrauen in die eigenen mathematischen und naturwissenschaftlichen Fähigkeiten zurückzuführen. Mädchen leiden laut eigener Aussage auch häufiger unter Mathematikangst, selbst wenn sie insgesamt hohe Leistungen erzielen. Beim Vergleich von Jungen und Mädchen, deren Selbstvertrauen in Mathematik und deren Mathematikangst gleich stark ausgeprägt sind, ist dieser Leistungsunterschied jedoch nicht mehr festzustellen. Auffallend ist zudem die ungleiche Verteilung des Selbstvertrauens in den sprachlichen Fächern: Mädchen geben häufiger an, in sprachlichen Unterrichtsfächern gute Noten zu bekommen und schnell zu lernen. Das geringe Selbstvertrauen vieler Jungen trägt zu ihren insgesamt eher schlechteren Schulleistungen bei. Dies bleibt nicht ohne Konsequenzen für die weitere Entwicklung der Jungen.²

Infografik, die die geschlechterspezifischen Unterschiede bei der Auswahl der Leistungskurse in der Oberstufe aufzeigt. Mädchen entscheiden sich eher für Sprachen, Psychologie oder Kunst, während Jungen eher technische und naturwissenschaftliche Fächer wählen.

Geschlechtsspezifische Präferenzen in Leistungskursen der Oberstufe

Die Wahl von Fächern in der Oberstufe mit erhöhtem Anforderungsniveau (Leistungsfächer) ist durch vorrangegangene Leistungen und das Selbstvertrauen bestimmt, diese Leistungen künftig auch halten zu können. Obwohl sich die Leistungen 15-jähriger Mädchen und Jungen nicht gravierend unterscheiden, wählen dennoch Mädchen und Jungen in der Oberstufe überwiegend Fächer, die geschlechterstereotypen Vorstellungen entsprechen. In einigen Fremdsprachen, Musik, Psychologie und Pädagogik, sowie in Informatik, Physik und Sport ist das ersichtlich. In Mathematik dagegen sind Mädchen und Jungen etwa gleich häufig in den Leistungskursen vertreten. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass Mathematik mittlerweile weniger stark männlich konnotiert ist als die Fächer Physik und Informatik.³

Obwohl sich die Leistungen von 15-jährigen Mädchen und Jungen in den untersuchten Bereichen nur unerheblich voneinander unterscheiden, haben Schülerinnen und Schüler der Oberstufe geschlechtsspezifische Präferenzen in der Fächerwahl. Deutlich mehr Jungen als Mädchen wählen Informatik und Physik, umgekehrt wählen viel mehr Mädchen die Fächer Psychologie/Pädagogik und Musik als Leistungsfächer.

Quellen

¹ Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest. (2017): JIM 2017. Jugend, Information, (Multi-)Media: Basisstudie zum Medienumgang 12- bis 19-Jähriger in Deutschland.

² OECD: PISA 2015 Ergebnisse (Band I): Exzellenz und Chancengerechtigkeit in der Bildung. Germany 2016.

³ Kultusministerkonferenz (2015): übersicht der belegten Grund- und Leistungskurse in der gymnasialen Oberstufe. Statistik auf Anfrage unter • www.kmk.org

Unter www.klischee-frei.de/faktenblätter finden Sie weitere Grafiken und Informationen zur geschlechtergerechten Berufs- und Studienwahl.

Text: © Initiative Klischeefrei
Foto/Grafiken: © Initiative Klischeefrei

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