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Lisa Schätzle
Mathematik – wohl kein Schulfach ist mit so vielen Vorurteilen behaftet. Das ist langweilig, viel zu kompliziert, und wofür braucht man das überhaupt? Viele Schüler:innen sind froh, wenn sie nach der Schule nichts mehr mit der Welt der Zahlen zu tun haben. Bei Lisa Schätzle war das anders. Sie hat sich bewusst gegen ein praxisbezogenes Studium und für die Theorie entschieden.

Theoretische Herausforderung statt praktischer Langeweile

 Eine Zeit lang hat im Leben von Lisa Schätzle wirklich nichts darauf hingedeutet, dass sie später eine wissenschaftliche Karriere einschlagen würde, erst recht nicht im naturwissenschaftlichen Bereich. In der Schule machen ihr die MINT-Fächer eher wenig Spaß. Doch im Laufe der Zeit ändert sich ihre Einstellung. „Im Gymnasium hatte ich das Glück, ein paar sehr gute Lehrer:innen in Mathematik, Physik und Informatik zu haben, die mich für diese Fächer begeistert haben.“ Die Leidenschaft für Mathe entstand in Lisa erst, als der Stoff für sie interessanter wurde. „Erst als die Lerninhalte über die bloßen elementaren Rechentechniken hinausgingen, hatte ich nach und nach immer mehr Spaß am Matheunterricht.“ Dass die Inhalte von einem motivierenden Lehrer unterrichtet werden, zeigt sich schon bald anhand von Lisas Noten.

In Baden-Württemberg haben Schüler:innen mit besonders guten Leistungen in einem Fach die Möglichkeit, im Rahmen eines Schüler:innenstudiums an einer Universität Vorlesungen in  dem entsprechenden Studiengang zu besuchen. Lisa nutzt diese Chance, um sich mit dem Fach Informatik etwas intensiver zu befassen. „Als ich während meines Schüler:innenstudiums in der zehnten Klasse ein paar Informatik-Bachelor-Vorlesungen besuchen durfte, kristallisierte sich für mich heraus, dass ich mehr Freude an den theoretischen Aspekten hatte.“ Trotzdem bewirbt sie sich noch während des Abiturs für ein duales Studium der Wirtschaftsinformatik und wird eingeladen, sich vorzustellen. Doch noch während des Vorstellungsgesprächs wird ihr bewusst, dass sie in diesem Studium nicht glücklich werden würde. „Es war mir zu anwendungsbezogen, und mich hat der Gedanke abgeschreckt, mich schon so früh fachlich derart stark zu spezialisieren und mich an eine Firma binden zu müssen.“

Forschung, Lehre – und immer Mathe

Stattdessen geht sie an das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und beginnt dort ein Bachelorstudium in Mathematik. Das gibt Lisa nicht nur die Möglichkeit, theoretisch zu arbeiten, sondern sich zusätzlich breit aufzustellen und viele Türen offenzuhalten. Dementsprechend probiert sie sich im Studium gerne aus, wechselt wiederholt das Nebenfach. „Das würde ich rückblickend nicht mehr so machen. Auch innerhalb der Mathefachbereiche würde ich mich im Nachgang früher auf einen Bereich spezialisieren.“ Auf das Bachelorstudium folgt ein Masterstudium in Mathematik, das sie im Jahr 2020 abschließt – ebenfalls am KIT. Auch danach ist sie der Karlsruher Universität treu geblieben: Seit dem Masterabschluss ist Lisa am KIT als Doktorandin und wissenschaftliche Mitarbeiterin im Sonderforschungsbereich Wellenphänomene angestellt. Dort wird die Ausbreitung von Wellen mathematisch untersucht. Die Gleichungen dahinter haben besondere Eigenschaften, die sie für die Forschung sehr interssant machen.

„Man kann meinen Arbeitsalltag grob in zwei Aufgabenfelder unterteilen: Forschung und Lehre.“ Die Forschung, also ihre Doktorarbeit, nimmt dabei einen Großteil ihrer Zeit ein. Von ihrem Betreuer bekommt sie ein Problem präsentiert, das sie untersucht und theoretisch zu lösen versucht. „Der theoretische Teil kann zeitweise sehr herausfordernd sein, wenn man lange nicht vorankommt. In dieser Zeit programmiere ich immer ein wenig. Dort sehe ich schnell Ergebnisse und habe kleine Erfolgserlebnisse, die mich motivieren, weiterzumachen.“ Ein Ausgleich zur sehr theoretischen Einzel-Arbeit ist für Lisa die Lehre. Sie korrigiert Klausuren und betreut Übungen der Studierenden, die von den Dozent:innen ihrer Arbeitsgruppe unterrichtet werden.

Carolin Hendel in der Natur

Auch wenn der Computer nicht fehlen darf – die Tafel ist für Lisa ebenfalls ein wichtiges Arbeitsmittel

Mathe, Englisch, Vorurteile

Aus ihrer eigenen Erfahrung kann Lisa sagen, dass man in der Mathematik einen langen Atem und eine hohe Frustrationstoleranz braucht. „Es kann sich unter Umständen sehr lange hinziehen, bis ein Problem gelöst ist. Aber ich finde, das Schöne ist, wenn man es dann geschafft hat, erfüllt einen das sehr viel mehr, als das ein anderer Job tun könnte.“ Genauso wichtig sind für Lisa auch ein gutes Abstraktionsvermögen, logisches sowie räumliches Denken – und gutes Englisch. „Es wird ausschließlich auf Englisch publiziert. Das bedeutet, dass ich den ganzen Tag englische Texte lese und auch meine eigenen Forschungsergebnisse auf Englisch aufschreibe. Auch bei Konferenzen wird nur auf Englisch vorgetragen.“

Die englische Sprache gehört in der Mathematik genauso dazu wie die Rollenklischees, mit denen sich Lisa während des Studiums und leider auch heute noch konfrontiert sieht. „Als ich während meiner Studienzeit anderen Leuten davon erzählt habe, dass ich Mathe studiere, war zum Beispiel oft die erste Reaktion ‚Aber auf Lehramt, oder?‘, und dann ‚Was kann man damit denn anfangen?‘.“ Mathe sei eben generell sehr abstrakt und schwer verständlich. „Dass man dann noch eine Frau ist, geht manchen Leuten schwer in den Kopf.“ Zwar seien solche Vorurteile bei ihr im Fachbereich nur schwach ausgeprägt, aber trotzdem – je weiter Lisa in ihrer beruflichen Laufbahn gekommen ist, desto mehr Männer waren um sie herum. „Unsere Arbeitsgruppe ist jedoch das beste Beispiel dafür, dass diese niedrige Frauenquote nicht die Regel sein muss: Mit vier Doktorandinnen und nur zwei Doktoranden haben wir sogar mehr weiblichen als männlichen Nachwuchs.“ Frauen werden in Lisas Forschungsbereich außerdem besonders gefördert. Aktuell laufen zum Beispiel Planungen für einen Workshop, auf dem Frauen aus dem Fachbereich Erfahrungen und Forschungsergebnisse austauschen können.

 

Veröffentlicht: 27.05.2022

Bilder: Lisa Schätzle

 

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