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Porträt Handwerkerin Antonella Menrath

Wenn es um MINT-Berufe geht, denken die meisten an Ingenieure oder IT-Spezialisten. MINT-Berufe gibt es allerdings auch im Handwerk. In den letzten Jahren haben sich handwerkliche Berufe deutlich gewandelt. Sie bieten nicht nur viel Abwechslung und spannende Aufgaben, sondern auch beste Perspektiven. Und doch haben viele Schulabgängerinnen und Schulabgänger bei ihrer Berufswahl das Handwerk nicht im Blick. So ging es auch Antonella Menrath aus Heidelberg. Obwohl ihre Familie einen Handwerksbetrieb führt: die Friedrich Morsch GmbH & Co. KG. Sie sah ihre Zukunft früher eher im Lehramt und studierte. Bis die Coronapandemie kam und die heute 24-Jährige zum Nachdenken brachte. Das Ergebnis: Antonella Menrath ist nun im letzten Lehrjahr zur Anlagenmechanikerin für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik. Und sie ist glücklich über ihren Weg.

Handwerksberuf dank Corona

Corona hat alles verändert. Diesen Satz würden wohl Menschen weltweit unterschreiben – auch Antonella Menrath. Und mit Blick auf ihr Leben würde sie hinzufügen: Gut so! Die heute 24-Jährige war in der Endphase ihres Bachelorstudiums, als sie das Handwerk für sich entdeckte. Sie studierte die Fächer Spanisch und Volkswirtschaftslehre – offiziell polyvalenter Zwei-Fach-Bachelor mit Lehramtsoption für Gymnasien genannt. Aufgrund der Coronapandemie wurden jedoch die Präsenzveranstaltungen an der Universität komplett gestrichen, alles lief für längere Zeit nur noch online.

Das Handwerk: Systemrelevant – und voller Abwechslung

Mit der Pandemie wurde erstmals der Begriff „systemrelevant“ einer Vielzahl von Berufen zugewiesen. Damit wurde das Bewusstsein geschärft, dass einige Berufe unsere Gesellschaft und das Land entscheidend am Laufen halten. Lehrkräfte bekamen diesen Status zwar ebenfalls zugeschrieben, allerdings war eine Unterrichtstätigkeit für Antonella Menrath zu jenem Zeitpunkt keine Alternative mehr. „Ich wollte gerne etwas Systemrelevantes machen, etwas, bei dem ich jeden Tag etwas Neues und Anderes erleben kann und etwas, mit dem ich sehr gute Berufschancen haben würde.“

Die Lösung lag nahe: Antonellas Eltern führen das Handwerksunternehmen Friedrich Morsch GmbH & Co. KG. Der Einstieg in das Familienunternehmen schien für Antonella eine logische Entscheidung. Wer jetzt aber denkt, dass man für einen Handwerksberuf auch praktische Erfahrung mitbringen muss, den kann Antonella beruhigen: „Das ist erlernbar, ich habe mir das mit der Zeit angeeignet und mich weiterentwickelt.“

Das weite Spektrum des Handwerksberufs kennenlernen

Ihr Bachelorstudium schloss die Heidelbergerin im Juli 2021 dennoch ab, Auch wenn sie den Weg ins Handwerk schon fest im Blick hatte. „Es war für mich wichtig, die Erfahrung des Studiums zu machen, und auch mein Wissen über Wirtschaft durch das VWL-Studium hat mir bei der Ausbildung geholfen.“

Nach dem Bachelorabschluss ging es im September 2021 ins neue (Berufs-)Leben. Das erste Lehrjahr konnte Antonella Menrath aufgrund des Abiturs überspringen. Mittlerweile befindet sie sich im letzten Lehrjahr. Dass sie Azubi im Betrieb der Eltern ist, war eine bewusste Entscheidung. Sie möchte die Firma und die Abläufe kennenlernen, falls sie den Betrieb eines Tages übernehmen sollte. Vor allem aber hat das Unternehmen ein breit gefächertes Portfolio, bei dem sie das weite Spektrum des Handwerksberufs erlernen kann. Der Betrieb arbeitet auch an Großbauprojekten. „Da lernen wir auch andere Dimensionen an Anlagen kennen und bauen sie ein“, sagt die Auszubildende. Die Firma Morsch wurde zudem als Topausbilder ausgezeichnet.

Wobei „Kolleginnen“ eher rar sind. „Auf der Baustelle und generell im Handwerk sind Frauen doch eher eine Seltenheit“, stellt Antonella Menrath fest. Negative Kommentare oder dumme Sprüche hat sie selbst nicht erlebt Und doch hatte sie das Gefühl, sich zu Beginn ihrer Ausbildung gegenüber dem anderen Geschlecht beweisen zu müssen. „Es bedarf am Anfang auch etwas Mut, diesen Weg einzuschlagen“, sagt die 24-Jährige, die gerne reist und ihre Freizeit beim Golfen oder in der Natur verbringt. Es ist der Mut von Pionierinnen, die neue Wege gehen – und der belohnt wird: „Ich werde genauso wie meine männlichen Kollegen wahrgenommen.“

Antonella Menrath Handwerkerin

Das alte Bild eines Handwerksberufs ist längst überholt

Das Handwerk hat generell ein Imageproblem – das haben erst kürzlich die Teilnehmerinnen des 7. MINT-Netzwerktreffens festgestellt. Immer noch gilt ein Studium für viele als das Nonplusultra, während das Handwerk überwiegend mit erschöpfender, körperlicher Arbeit und wenig interessanten Aufgaben verbunden wird. Das Gegenteil ist aber der Fall. Beschäftigte im Handwerk sind Fachkräfte mit einzigartigem Know-how, die mit modernsten Geräten arbeiten und vielfältige Aufgaben haben. Sie sind diejenigen, ohne die die Entwürfe der Planerinnen und Planer niemals umgesetzt werden könnten.

„Das alte Bild eines Handwerksberufs ist längst überholt“, bestätigt Antonella Menrath. Sie ergänzt: „Auch in der SHK-Branche werden Heizungsstörungen inzwischen mit dem Tablet ausgelesen, oder der Heizkessel fährt auf dem elektrischen Transporter von alleine die Treppe herunter. Es gibt viele tolle Hilfsmittel und Wege, wie der Beruf auch ohne viel körperliche Kraft machbar ist.“ Es sei wichtig, mit den Vorurteilen aufzuräumen und zu zeigen, dass das Handwerk viele Möglichkeiten und Karrierechancen bietet – zum Beispiel als Meisterin, Technikerin oder Projektleiterin.

Vom Heizkörper über Solaranlagen bis hin zur Installation auf Großbaustellen

Als angehende Anlagenmechanikerin gilt es, jeden Bereich von SHK (Sanitär, Heizung und Klima) kennenzulernen. Dazu gehört unter anderem das Aufhängen von Heizkörpern, das Montieren von Waschbecken, das Legen von Abwasserleitungen und das Einstellen von Membran-Ausdehnungsgefäßen. Und auf Baustellen fallen Tätigkeiten wie Neuinstallationen bei Neubauten und auch der Kundendienst an.

Da Antonella Menrath noch in der Handwerksausbildung ist, begleitet sie ihre Kolleginnen und Kollegen bei den Terminen. Große Bauprojekte dauern oft Monate oder Jahre, manche Fachkräfte der Anlagenmechanik werden dort oft längere Zeit eingesetzt. „Bei der Ausbildung durchläuft man jedoch alle verschiedenen Stationen und Baustellen, so dass alle paar Monate das Projekt gewechselt wird – das ist sehr interessant“, erklärt Antonella Menrath.

„Das alte Bild eines Handwerksberufs ist längst überholt“, bestätigt Antonella Menrath. Sie ergänzt: „Auch in der SHK-Branche werden Heizungsstörungen inzwischen mit dem Tablet ausgelesen, oder der Heizkessel fährt auf dem elektrischen Transporter von alleine die Treppe herunter. Es gibt viele tolle Hilfsmittel und Wege, wie der Beruf auch ohne viel körperliche Kraft machbar ist.“ Es sei wichtig, mit den Vorurteilen aufzuräumen und zu zeigen, dass das Handwerk viele Möglichkeiten und Karrierechancen bietet – zum Beispiel als Meisterin, Technikerin oder Projektleiterin.

Einfach mal machen!

Ihre Entscheidung gegen das Lehramt und für das Handwerk hat sie noch keine Sekunde bereut. „Ich sehe und lerne jeden Tag etwas Neues. An einem Tag bin ich im Keller wegen einer neuen Heizungsanlage und an einem anderen auf dem Dach zwecks einer neuen Solaranlage. Die Vielfältigkeit und Komplexität, und vor allem die sichere Berufszukunft sind Aspekte, die mir großen Spaß bereiten.“

Ein weiterer Pluspunkt ist, dass Antonella Menrath mittlerweile Reparaturen bei sich zu Hause übernimmt und nicht mehr um Hilfe bitten muss. Sehr praktisch. „Dieses Erfolgserlebnis ist wirklich toll!“ Und ihre Fachkenntnis begleitet sie auch im Alltag: „Inzwischen achte ich auch in Gebäuden, Wohnungen und zum Beispiel im Urlaub in anderen Ländern auf verschiedene Installationen“, sagt sie und lacht. „Das ist wohl die bekannte Berufskrankheit.“

Der Weg von Antonella Menrath zeigt, dass es lohnenswert ist, sich für neue Berufsfelder zu öffnen – und sich gerade den MINT-Bereich und das Handwerk näher anzusehen. Ihr Tipp: „Sich trauen, mit anpacken, Lust auf Neues haben und sich nicht unterkriegen lassen. Einfach mal machen!“

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