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Frauen im Halbkreis auf Hockern sitzend für eine Panel-Diskussion

Dassault Systèmes, Unterstützer der Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen“, lud am 21. März 2024 zum Networking-Event für Ingenieurinnen ein. Das Motto lautete: „Love it, leave it or CHANGE IT: Wie Du als Ingenieurin die Welt nachhaltiger gestaltest“. 

Im Rahmen einer Paneldiskussion wurde gemeinsam über die aktuellen Herausforderungen im Ingenieurwesen diskutiert und darüber, wie es überhaupt ist, als Frau in diesem Bereich zu arbeiten. Außerdem wurde die Frage gestellt, welches Umfeld ein Unternehmen schaffen sollte, um mehr Frauen für MINT-Berufe zu gewinnen.

Christina Reitenbach, Sales Manager Education Eurocentral bei Dassault Systèmes und Steffen Dockhorn, Talent Acquisition & Skills Leader Eurocentral bei Dassault Systèmes, die gemeinsam durch den Abend führten, stellten die am Panel Teilnehmenden vor. Danach eröffneten sie die Diskussion mit der Frage nach den aktuellen Herausforderungen im Ingenieurwesen.

Mehr Chancen als Herausforderungen

Dr. Birgit Buschmann, Leiterin des Referats Wirtschaft und Gleichstellung im Wirtschaftsministerium Baden-Württemberg, startete daher mit der Feststellung: „Frauen haben im Ingenieurwesen und in MINT-Berufen mehr Chancen als Herausforderungen.“ Es gäbe ungefähr 30.000 freie Stellen im MINT-Bereich, die besetzt werden könnten. Gerade in Baden-Württemberg werden händeringend Fachkräfte gesucht. Hier haben Frauen, so Dr. Buschmann, große Chancen, entscheidende Aufgaben wie die Mobilitätswende, Energiewende oder Digitalisierung aktiv mitzugestalten.

Sie betonte darüber hinaus, wie wichtig es sei, dass Frauen ihr Hauptaugenmerk auf zentrale Zukunftsthemen unserer Zeit lenkten. „Natürlich gibt es auch Herausforderungen“, räumte sie ein, „aber weniger als früher, da viele Unternehmen inzwischen diverser aufgestellt sind.“ Ihre Empfehlung an alle Teilnehmerinnen lautete deshalb: „Schaut Euch die Unternehmenskultur genau an. Gibt es nur Lippenbekenntnisse oder setzt sich das Unternehmen konkrete Ziele und setzt es konkrete Maßnahmen um, um das Thema Vielfalt voranzutreiben.“

Diversität muss messbar sein

Judith Wallner, Senior HR Director Eurocentral bei Dassault Systèmes, knüpfte direkt an die Ausführungen an und wies auf den Frauen-Karriere-Index (FKI) hin. Dassault Systèmes beteilige sich seit 2017 am FKI. Das Management-Tool unterstützt Unternehmen mit verlässlichen Kennzahlen, um beispielsweise zu analysieren, ob innerhalb eines Unternehmens die Voraussetzungen dafür geschaffen wurden, dass Frauen dort Karriere machen können. Gleichzeitig gibt es objektive Handlungsempfehlungen, um die Gleichstellung von Frauen und Männern voranzutreiben.

„Diversity und Unternehmenskultur gelten als weiche Faktoren. Die Sprache der CEOs, Vorstände und Aufsichtsräte ist jedoch eine andere. Sie wollen Zahlen, Daten und Fakten – konkrete KPIs, an denen sie sich messen können. Und der FKI bietet genau das“, erläuterte Wallner, die bislang die einzige Frau in der Geschäftsführung von Dassault Systèmes Deutschland ist. In den letzten Jahren konnte Dassault Systèmes den Indexwert von 65/100 auf 81/100 Punkte verbessern und liegt damit über dem Durchschnitt der sonstigen teilnehmenden Unternehmen.

Dr. Birgit Buschmann fügte hinzu, dass Diversity mehr als Frauenförderung umfasse. Die Dimensionen Alter, Nationalität, unterschiedliche Religionen und vieles mehr spielen ebenfalls eine Rolle: „Die Innovationskraft wächst genau aus diesen Unterschieden und unterschiedlichen Perspektiven.“

Aufsteller auf einem Tisch mit Flyern davor

Diverse Teams als Innovationstreiber

Die Erfahrung, dass vielfältig aufgestellte Teams unvorhersehbaren Herausforderungen besser gewachsen sind, hat Jeroen Buring des Öfteren gemacht. Er ist Senior Director des Eurocentral Management Teams bei Dassault Systèmes und verfügt über mehr als 20 Jahre Erfahrung im Softwarevertrieb und Marketing. „Monokulturen in Unternehmen mögen vielleicht Sicherheit schaffen, führen aber selten zum Erfolg“, stellte Buring fest.

Dass Dassault Systèmes 2009 gestärkt aus der Wirtschaftskrise hervorgegangen ist und Jeroen Buring das strategische Account Management erfolgreich ausbauen konnte, führt er auf sein damals schon sehr diverses Team zurück: „Diverse Teams und Arbeitskulturen führen nachweislich nicht nur zu kreativeren Lösungen und mehr Erfolg, sie sind auch viel resilienter als monotone Teams.“

Quereinstieg? Warum eigentlich nicht!

Alles andere als monoton ist der Lebenslauf von Lydia Hildebrandt, Strategic Account Managerin bei Dassault Systèmes. Sie begann ihren beruflichen Weg bei Dassault im Bereich Talent Acquisition. Vor zwei Jahren entschied sie sich, die HR-Abteilung zu verlassen und den Schritt in den Vertrieb zu wagen. Heute ist Lydia Hildebrandt als Strategic Account Managerin für die Medizintechnik tätig.

Warum sie sich für einen Quereinstieg in den MINT-Bereich entschieden hat? „Ich hatte einen tollen Job; aber irgendwann habe ich bereut, dass ich nicht etwas Technisches studiert habe. Denn mein Interesse für Technik war eigentlich schon immer da“, erklärte Hildebrandt bei der Paneldiskussion. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete sie an den ersten Folgen des Podcast „Actually, why not?“ (Warum eigentlich nicht?) mit; zudem rekrutierte sie für die Sales Academy passenden Nachwuchs. „Bei der Frage, welche Leute dafür in Betracht kommen, dachte ich immer mehr an mich. Also warum eigentlich nicht das Netzwerk nutzen und einfach mal etwas anderes machen?“

Dass auf geschäftlichen Events die Männer in der absoluten Überzahl sind, stört Lydia Hildebrandt übrigens nicht. Ganz im Gegenteil: „Man fällt auf, das ist das Gute. Ich bin dann vielleicht der bunte Vogel, aber an mich kann man sich erinnern.“ Was sie sich in ihrer Jugend gewünscht hätte, sind MINT-Vorbilder und das Wissen über die Bandbreite an technischen Berufen. Dann hätte sie den Entschluss, in den MINT-Bereich zu gehen, vermutlich schon früher gefasst.

Mit den Männern auf Augenhöhe

Allein unter Männern zu sein, das kennt auch Bianca Brückner. Sie arbeitet bei Dassault Systèmes als Client Executive für die BMW Group, wo sie die Engineering-Tätigkeiten betreut. „Dass ich allein unter Männern bin, fällt mir in Meetings gar nicht mehr auf. Was auch daran liegt, dass mir die Männer auf Augenhöhe begegnen und wir gut zusammenarbeiten“, stellt Brückner fest.

Sie ist es gewohnt, in Männerdomänen unterwegs zu sein. Ob im Mathematik- und Physik-Leistungskurs, oder später im Studium der Luft- und Raumfahrttechnik. Selbst ihr Hobby, das Fallschirmspringen, passt in dieses Umfeld. Bianca Brückner räumt zwar ein, dass es viele Männer gibt, die gerne vorpreschen – aber in diesem Fall ist es wichtig, den eigenen Standpunkt bestimmt und selbstbewusst zu vertreten und seine Meinung zu sagen. Denn jede Meinung zählt; nur so kann ein diverses Team effizient arbeiten. Was sie besonders gefreut hat: Als sie bei BMW der IT-Abteilung vorgestellt wurde, hieß es nicht „Oh, eine Frau“, sondern: „Cool, jemand aus der Technik.“

Trau Dich, Du hast nichts zu verlieren!

Das Fehlen von Vorbildern und die geringe Sichtbarkeit von Frauen in MINT-Berufen wurde während der Paneldiskussion mehrfach angesprochen. Der Podcast „Actually, why not?“, der von Judith Wallner moderiert wird, gibt Persönlichkeiten aus dem MINT-Bereich eine Bühne. „Die Idee hinter dem Podcast ist, nicht nur mit den Gästen über ihre Karriere zu sprechen, sondern auch über Dinge, die nicht so gut gelaufen sind. Über Auswege aus Sackgassen und neue Chancen, die sich dadurch ergeben haben“, erklärt Wallner.

Zu Gast im Podcast war unter anderem Barbara Lutz, die den FrauenKarriereIndex (FKI) ins Leben gerufen hat und über ihren „Warum-eigentlich-nicht-“Moment gesprochen hat: Der Moment, als sie von ihrem Chef gefragt wurde, ob sie die Projektleitung zur weltweiten Einführung des Euros übernehmen will. In einer anderen Folge erzählte Dr. Suzanna Randall, promovierte Astrophysikerin, von ihrem Weg zur Astronautin und der Verwirklichung ihres Kindheitstraums.

Der Podcast soll Frauen dazu ermuntern, sich folgende Fragen zu stellen: Warum eigentlich nicht? Was habe ich schon zu verlieren? Und vor allem soll er Frauen Mut machen, sich zu trauen und Chancen zu ergreifen. Wer selbst einmal reinhören möchte, findet den Podcast unter Actually, why not?

Wissen, was man wert ist

In der abschließenden Runde kamen weitere Fragen auf: Vom Gender Pay Gap in MINT-Berufen, dem Entgelttransparenzgesetz bis hin zu Verhandlungstaktiken im Bewerbungsgespräch. Jeroen Buring stellt immer wieder fest, dass Frauen sich gerade beim Wiedereinstieg nach der Elternzeit unter Wert verkaufen. Sein Rat lautete: „Traut Euch, nach dem Gehalt zu fragen, das Eurem Wert auch wirklich entspricht. Und legt dann noch eine Schippe drauf. Wir haben einen Fachkräftemangel, da kann man mit Selbstbewusstsein in die Verhandlung gehen.“

Dr. Brigit Buschmann mit einer Frau im Gespräch

Nicht nur an die Quote, sondern auch an den Nachwuchs denken

Die Nachwuchsförderung im MINT-Bereich war ebenfalls ein Diskussionsthema. Dr. Birgit Buschmann verwies in diesem Zusammenhang auf unterschiedliche Angebote der Bündnispartner der Landesinitiative, wie zum Beispiel der „Stiftung Kinder forschen“, die Kinder im Kita- und Grundschulalter an technische Entwicklungen und forschendes Lernen heranführt. Oder das Programm „Girls` Digital Camps“, in dem Mädchen an IT-Anwendungen herangeführt werden und sich ausprobieren und ihre Talente entdecken können.

Auch Initiativen wie „Maker Spaces“ in Schulen, die einen einfachen Zugang zu Werkzeugen, Technologien, Materialien und Know-how bieten, sind gute Maßnahmen, um junge Menschen für MINT zu begeistern. „Es gibt viele Angebote und Programme, aber sie wirken noch nicht flächendeckend; es bleibt vieles noch zu punktuell. Wir brauchen eine bessere Verknüpfung von schulischen und außerschulischen MINT-Angeboten und müssen diese breitenwirksamer zum Beispiel im Ganztagsunterricht umsetzen. Da liegt noch viel Arbeit vor uns“, resümierte Dr. Buschmann.

Nach der Paneldiskussion hatten alle Teilnehmerinnen die Möglichkeit, sich mit den Expertinnen und Experten vor Ort bei Fingerfood und Getränken zu vernetzen.

Fazit:

Insgesamt zeigte die Diskussion, dass trotz bestehender Herausforderungen Frauen im Ingenieurwesen eine Vielzahl von Möglichkeiten haben – sei es über den traditionellen Karriereweg oder den Quereinstieg in die Branche. Erst recht: Sie werden sogar dringend benötigt, um an Lösungen für die globalen Probleme mitzuarbeiten. Immer mehr Unternehmen bemühen sich daher um passende Konzepte und Strategien, damit der Anteil an Ingenieurinnen erhöht und ihre Präsenz gestärkt werden kann.

Die Beiträge zeigten auch, dass das Geschlecht in der MINT-Welt eine immer geringere Rolle zu spielen scheint und die Zusammenarbeit zwischen Männern und Frauen auf Augenhöhe funktioniert. Es bedarf jedoch weiterer Anstrengungen, um eine wirklich inklusive und diverse Arbeitsumgebung zu schaffen. Und vor allem bedarf es flächendeckender Maßnahmen, um bei Mädchen schon in jungen Jahren das Interesse an Technik und MINT-Fächern zu wecken.

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