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Orthopädieschuhmacherin Paulina Renz steht an der Werkbank. Im Bild ist ein Zitat von ihr eingefügt: Mein Beruf vereint Technik, Handwerk und Medizinisches Know-how.

Wenn der Schuh drückt, ist Paulina zur Stelle – im wahrsten Sinne des Wortes. Für jeden, der Probleme mit einer Fußfehlstellung, Schmerzen in den Gelenken oder eine Gehbehinderung hat, ist ihre Arbeit unabdingbar. Die 20-jährige Paulina Renz aus Gomaringen ist Orthopädieschuhmacherin und schaffte es bei einem bundesweiten Wettbewerb aufgrund ihres Ehrgeizes und ihrer Genauigkeit auf den dritten Platz in ihrem Handwerk.

Die orthopädische Schuhmacherei ist ihr Familienerbe und ihr Traumberuf

Paulina hatte bereits früh Kontakt zu ihrem späteren Beruf. Ihrem Vater, der selbst eine Orthopädie-Schuhwerkstatt besitzt, hat sie schon in Kindertagen über die Schulter geschaut. Der Beruf „Orthopädieschuhmacherin“ klinge im ersten Moment ein wenig eingestaubt, aber Paulina weiß es besser: „Schon als junges Mädchen habe ich meinen Vater gerne bei seiner Arbeit unterstützt. Ich fand es immer faszinierend, mit welcher Genauigkeit man vorgehen muss, und wie kreativ man bei der Lösung von Problemen sein kann.“ Dass sie mit ihrer Arbeit die Lebensqualität vieler Menschen verbessert, bekommt sie nicht selten von Ihren Kunden und Kundinnen bestätigt: „Es ist so schön zu wissen, dass man anderen Menschen mit der eigenen Arbeit direkt hilft und sie mit den richtigen Schuhen tatsächlich von Schmerzen befreien kann.“

Nach der 10. Klasse war ihr klar, dass sie in die Praxis einsteigen würde – sie wollte eine Ausbildung beginnen und berufstätig werden. Auch die Branche stand für Paulina schon fest. „Ich wusste genau, dass ich in die Fußstapfen meines Vaters treten möchte. Man hört zwar immer, dass man sich in unterschiedlichen Dingen ausprobieren soll, aber mir erschien das eher wie eine Zeitverschwendung, da ich doch wusste, dass ich in die orthopädische Schuhmacherei gehöre!“, bemerkt die 20-Jährige.
Trotzdem wollte sie ihre Ausbildung lieber in einem anderen Betrieb machen, um andere Eindrücke zu sammeln und den eigenen Familienbetrieb kritisch unter die Lupe nehmen zu können. Dieser Wunsch blieb ihr jedoch verwehrt. Paulina erzählt: „Ich wurde von einem anderen Unternehmen abgelehnt, weil ihnen letztendlich klar war, dass ich irgendwann in der Orthopädie-Schuhwerkstatt meines Vaters arbeiten werde. Das kann ich aus strategischer Sicht durchaus verstehen, aber andererseits wechseln Mitarbeiter heutzutage ständig das Unternehmen.“ Letztendlich war die Ausbildung im Familienunternehmen eine positive Erfahrung – Paulina genoss es, dass ihr von Anfang an viel zugetraut wurde und sie eigenverantwortlich lernen durfte.

Medizin trifft Handwerk

Paulina genießt die Vielseitigkeit in ihrem Beruf, die dafür sorgt, dass kein Tag dem anderen gleicht. „Immer wieder kommen Kunden mit orthopädischen Problemen zu uns, die wir in der Form noch nicht hatten. Darüber hinaus ist das Repertoire der medizinischen Hilfsmittel, die wir selbst anfertigen, sehr breit: Von Maßschuhen und Einlagen bis hin zu Bandagen und Kompressionsstrümpfen ist alles dabei!“, zählt die junge Schuhmacherin auf.
Ihr höchstes Gebot ist es, den Kunden genau zuzuhören, wo die Beschwerden sind, sodass sie später genau weiß, auf welche kleinen Details sie bei der Anfertigung des Hilfsmittels achten muss. Paulina bekommt immer wieder positives Feedback, weil sie als Frau in einem Handwerksberuf arbeitet: „Ich glaube, meine Kunden schätzen es, dass es mir leichtfällt, mich in sie hineinzuversetzen und zu erkennen, was das eigentliche Problem ist. Außerdem“, fügt sie mit einem Augenzwinkern hinzu, „habe ich manchmal doch einen größeren Sinn für Ästhetik als meine männlichen Kollegen und kann besser einschätzen, was den Kunden optisch gefallen könnte.“

Der Wechsel zwischen Kundenkontakt und Werkstatt macht für sie ihren Beruf perfekt. „In meiner Freizeit treffe ich gerne meine Freunde und bin ein sehr sozialer Mensch. Das spiegelt sich hier in den Begegnungen mit den Kunden wider. Darüber hinaus höre ich sehr gern Musik – das kann ich in der Werkstatt auch bei der Produktion nebenher. So habe ich immer gute Laune!“

Ein vielseitiger Beruf mit Zukunftspotenzial

Der Job eines Orthopädieschuhmachers bietet eine Mischung aus Technik, Handwerk, medizinischem Know-how und einem intensiven Austausch mit Menschen. Paulina bedauert, dass ihr Beruf in der breiten Masse eher unbekannt ist, obwohl er über eine große Relevanz verfügt: „Der Beruf ist so vielseitig und bietet eine einzigartige Kombination – ich könnte mir für mich persönlich nichts Passenderes vorstellen. Es ist wirklich schade, dass der Beruf nicht so bekannt ist und viele junge Menschen nicht wissen, was ein Orthopädieschuhmacher eigentlich macht. Dabei ist der Bedarf sehr groß – rund jeder Dritte in Deutschland hat eine Fußfehlstellung, welche zu gesundheitlichen Problemen führen kann. Eine gute Einlage kann hier Abhilfe schaffen.“

„Ich finde es sehr gut, dass mittlerweile auch immer mehr Frauen meinen Beruf ausüben“, betont Paulina, obwohl sie selbst schon für Überraschung gesorgt hat, wenn sie ihren Beruf vor anderen Menschen zum ersten Mal erwähnt hat. „Mein Rat an junge Mädchen ist, dass man auf jeden Fall seinen Weg gehen und präsente Klischees ignorieren sollte. Stärken im Bereich Technik und Handarbeit sind niemals geschlechterabhängig.“

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