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Carolin Hendel

Bereits als Kind entdeckte sie ihre Liebe zur Natur, heute setzt sie sich für ihren Schutz ein: Als Fachkraft für Naturschutz im Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald berät Carolin Hendel Bürger und Gemeinden und ist in die Planung großer Bauprojekte involviert. Dabei hatte sie nach dem Studium ganz andere Pläne.

Vom Outdoor-Urlaub in den Hörsaal

Carolin Hendel entdeckte früh, wie wichtig ihr die Natur ist: „Ich war am liebsten draußen, habe Tiere beobachtet und meinen Großeltern im Garten geholfen.“ Zahlreiche Familienurlaube verbrachte sie damals in Skandinavien mit Wandern, auf dem Fahrrad oder im Kajak. In ihr entstand der Wunsch, sich für den Naturschutz und damit den Schutz unseres Planeten einzusetzen – unserer eigenen Lebensgrundlage. „Voraussetzung dafür ist, dass man die Funktionsweise der Ökosysteme versteht und lernt, wie fragil diese zum Teil sind.“

Nach ihrem Abitur ging Carolin deshalb an die Bergakademie nach Freiberg, um dort Geoökologie zu studieren, eine Mischung aus Umwelt- und Geowissenschaften. Die Fachrichtung betrachtet die Natur als Ganzes, mit all ihren Wechselwirkungen. Auch die Auswirkungen des Menschen auf dieses System werden untersucht. Ihre Bachelorarbeit schrieb Carolin über die Verbreitung und den Schutz der Zauneidechsen.

Ihrem Bachelor folgte ein Masterstudium an der Bergakademie. Dabei widmete sie sich aber einem ganz anderen Habitat. „Meine Masterarbeit drehte sich dann um Riffökosysteme in der Nordsee.“ Zusammen mit dem Forschungsinstitut Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven untersuchte sie, wie eingewanderte Austern die Lebensgemeinschaft der heimischen Miesmuschel im Wattenmeer verändert haben.

Nach ihrem Masterabschluss zog es Carolin erst einmal in die Ferne: Nach Neuseeland, „ans andere Ende der Welt.“ Dort arbeitete sie im Rahmen eines Freiwilligenprogramms auf ökologischen Farmen und war fasziniert von dem Land. „In Neuseeland gibt es so viel unberührte Natur, grandiose Landschaften, und gleichzeitig so viele naturschutzfachliche Problematiken.“ Die standen für Carolin während ihres Aufenthalts auf den Inseln aber nicht im Vordergrund. „Während meiner Zeit in Neuseeland habe ich zwar nicht im Naturschutz gearbeitet, mich aber persönlich weiterentwickelt.“ Im Nachhinein bereut sie etwas, diese Erfahrung nicht schon während des Studiums gemacht zu haben. „Ich würde jedem empfehlen, die Studienzeit für einen Auslandsaufenthalt zu nutzen. Das kann in Form eines Praktikums oder auch eines Austauschsemesters sein.“

Für den Naturschutz zur Verwaltung

Zurück in Deutschland begann für Carolin die Jobsuche. Nach einiger Zeit erhielt sie überraschend eine Zusage für eine befristete Stelle bei der höheren Naturschutzbehörde am Regierungspräsidium in Freiburg. Dabei hatte sie eigentlich ganz andere Vorstellungen von ihrem weiteren Weg. „Tatsächlich war es zu der Zeit weder mein Ziel, in der Verwaltung zu arbeiten, noch nach Baden-Württemberg zu gehen. Eigentlich hatte ich gehofft, eine Promotionsstelle im Bereich der marinen Ökologie zu bekommen und wäre auch gern ins Ausland gegangen. Da sich in diese Richtung aber nichts Passendes ergeben hatte, nahm ich mein Schicksal an und sagte mir, dass ich es ja einfach versuchen könnte.“ Die Arbeit in der Naturschutzbehörde gefiel ihr gut, so dass sie eine feste Stelle dort annahm. Damit war eine sechsmonatige Ausbildung verbunden, in der sie in die Arbeit der Behörde eingeführt wurde. Schwerpunkte waren fachliche und rechtliche Fortbildungen, auch verbunden mit Exkursionen. Sie bekam vielfältige Einblicke in die Verwaltung auf den verschiedenen Ebenen „und auch das ein oder andere Handwerkszeug für den Arbeitsalltag.“ Seit rund drei Jahren arbeitet sie nun in der Naturschutzbehörde des Landkreises Breisgau-Hochschwarzwald mit Sitz in Freiburg. „Ich habe meine Entscheidung nicht bereut. Seit April 2021 habe ich sogar die Leitung unserer kleinen Fachgruppe aus Biologen und Landschaftspflegern inne.“

Alles andere als langweilig – der Alltag als Fachkraft für Naturschutz

Auch wenn Carolin von einem „Schreibtischjob“ spricht, ist ihr Arbeitsalltag stets abwechslungsreich. Sie prüft Gutachten zu Umwelt- und Artenschutz und steht ständig in Kontakt mit anderen Behörden, Gemeinden und Fachbereichen. Außerdem berät sie Bürger und Projektträger großer Bauprojekte, war zum Beispiel in den Ausbau der Rheintalbahn oder in die Planung von Windparks involviert. Egal, worum es geht, Carolin setzt sich dafür ein, dass der Naturschutz nicht zu kurz kommt. Immer wieder muss sie sich in neue Themen einarbeiten – nicht nur fachlich, sondern auch rechtlich. „Nur was im Gesetz steht, kann ich auch fordern.“ Die Abwechslung aus verschiedenen Tätigkeiten ist genau das, was die Arbeit für Carolin so spannend macht. Den wertvollen Aspekt ihrer Arbeit benennt sie ebenfalls: „Ich denke, dass ich einen wichtigen Beitrag zum Naturschutz leisten kann. Etwa, wenn Projekte naturverträglicher gestaltet werden, oder ein geeigneter Ausgleich gefunden wird.“
Mails schreiben, Begehungen im Gelände, Meetings, telefonieren, Fristen im Blick behalten: Carolins Arbeitstage sind streng durchgetaktet. Ab und an kommt doch mal etwas ganz Unerwartetes dazwischen. „Ein Klassiker ist zum Beispiel der Biber, der landwirtschaftliche Flächen oder andere Einrichtungen der menschlichen Infrastruktur flutet, und wo schnell Abhilfe geschaffen werden muss, ohne dem streng geschützten und sehr liebenswerten Nager zu schaden. Der Biber ist schließlich ein sogenannter Ökosystemingenieur. Er macht häufig genau das, was unsere Gewässer zur Revitalisierung brauchen. Leider führt das in unserer dicht besiedelten Region aber nicht selten zu Problemen, und dann müssen schnell Lösungen her.“

Carolin Hendel in der Natur

Carolin Hendel beim Landschaftspflegetag auf dem Feldberg

Naturschutz mit dem Geländewagen

Für ihren Job benötigt Carolin neben Fachwissen über heimische Lebensräume auch Verhandlungsgeschick. „Naturschutz geht nur mit viel Kooperationsbereitschaft, sowohl von Seiten der Naturschützer als auch von Seiten der Vorhabenträger.“ Auch die Kommunikation mit Kolleg*innen ist wichtig. Denn Naturschutz ist Teamarbeit: Wenn ein Ökosystem geschützt weden soll, sind häufig mehrere Fachrichtungen beteiligt. Neben dem eigenen Fachgebiet sind auch die Kenntnisse und Interessen beispielsweise aus der Wasser- und Bodenschutzbehörde zu berücksichtigen.
Und ein weiteres Hilfsmittel ist für Carolins Job wichtig: „Auch wenn ich privat kein Auto besitze, so ist der Dienstwagen, möglichst mit Allradantrieb für schwieriges Gelände, absolut unverzichtbar.“ Den braucht sie vor allem bei Begehungen. „Die Arbeit am PC sollte man genauso wenig scheuen wie einen Geländetag bei jedem Wetter und abseits befestigter Wege.“

In den Naturwissenschaften arbeiten meist noch deutlich mehr Männer als Frauen. Bei Carolin war das im Studium anders – in der Biologie und Geo-Ökologie ist der Frauenanteil hoch. „In meinem Studiengang waren die Kommilitoninnen zahlenmäßig den Kommilitonen überlegen. Ich hatte nie das Gefühl, benachteiligt zu werden.“ Auch während ihrer Karriere im öffentlichen Dienst hatte sie bis jetzt immer viele Kolleginnen. Nur in Besprechungsrunden mit Ämtern, Gemeinden oder Kommunen findet sie sich oft als einzige Frau in einer reinen Männerrunde wieder. „Da muss man sich als Frau, insbesondere junge Frau, schon Gehör verschaffen.“

Auch heute ist Carolin noch gerne in der Natur und der weiten Welt unterwegs. „Ich bin alles andere als ein Stubenhocker. Wenn es irgendwie geht, verbringe ich meine Zeit draußen in der Natur beim Wandern, Radfahren und Kajakfahren. Wichtig ist mir, dass ich so viel wie möglich von der Welt sehen kann, dies aber so umwelt- und naturverträglich wie möglich passiert. Daher ziehe ich es vor, mit Bahn, Rad oder einfach zu Fuß unterwegs zu sein. Dabei erlebt man ein Land viel intensiver.“

 

Veröffentlicht: 25.03.2022

Bilder: Carolin Hendel

 

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Die wichtigsten Fakten:

• Das Studium vermittelt Dir umfangreiches Wissen über die Funktion von Ökosystemen und welchen Einfluss der Mensch auf sie hat
• Als Grundlagen werden Mathe, Physik, Chemie und Biologie vermittelt
• Exkursionen, eine Ausbildung im Labor oder Geländepraktika gehören oft zum Studium dazu
• Häufig kannst Du Dich auf verschiedene Fachrichtungen wie Umweltchemie oder Naturschutz spezialisieren

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