Praxisalltag statt Hörsaal
Zunächst pausierte Stefanie, um sich in Ruhe Gedanken machen zu können: Weitermachen? Biologie auf Lehramt? Eine Ausbildung? Dann hatte sie eine Bekannte auf freie Ausbildungsplätze im Bereich Pharmabiologie aufmerksam gemacht. Das klang interessant für Stefanie und sie bewarb sich kurzerhand – mit Erfolg. „Ich wollte Erfahrung sammeln, herausfinden, welche Fachkräfte überhaupt in der Praxis gebraucht werden”, erzählt sie. Ihre Eltern haben sie bei dem Wechsel unterstützt: Sie sind stolz, dass Stefanie die Ausbildungsstelle bekommen hat. „Meine Entscheidung war absolut die richtige. Vor allem, weil die Ausbildung auch in Zukunft berufliche Sicherheit mit sich bringt”, erklärt Stefanie.
Wie läuft die Ausbildung ab?
Zwei Tage pro Woche hat Stefanie Berufsschulunterricht: Biologie, Mathe, Chemie, Physik und Englisch. Der Unterricht ist bilingual, denn die Arbeitssprache in den Laboren ist Englisch.
Besonders vor dem Matheunterricht hatte sie anfangs Respekt. „Mathematik war nie meine größte Stärke. Aber was man im Matheunterricht macht, ist ganz anders, als die Rechnungen, die ich heute im Labor mache. Dort verstehe ich den Zusammenhang der Formeln, denn sie finden ja direkt in der Praxis Anwendung.”
Laborpraxis
Die übrigen Wochentage hat sie Kurse in einem Lehrlabor oder arbeitet auf ihrem Linienplatz in der Forschungseinheit Onkologie (Krebsforschung). Linienplatz bedeutet, dass sie dort jetzt schon sehr selbstständig in dem Bereich arbeitet, in dem sie als gelernte Pharmabiologin arbeiten wird. „Klar gibt es da noch manchmal Momente, in denen ich denke: Ohje, ich habe keine Ahnung, was das gerade bedeutet. Aber wenn dann der Versuchsaufbau eines Experiments gelingt, sitze ich mit der Kolbenhubpipette zwischen meinen Proben und bin der glücklichste Mensch der Welt. Das sind dann einfach schöne Erfolgsmomente”, lacht Stefanie.
Weil sie schon immer ein Faible für Biologie hatte, entschied sich Stefanie nach dem Abitur für ein Biologie-Studium an der Universität Freiburg. „Ich wusste, dass ich etwas mit Biologie machen möchte, konnte mich aber noch nicht für ein Spezialgebiet entscheiden”, erklärt Stefanie. Während der ersten beiden Semester merkte sie aber, dass das klassische Biologiestudium ihr zu theoretisch und unspezifisch war: „Die Zeit, in der man tatsächlich Biologie hat, ist einfach geringer, als ich erwartet hatte.”
Ausbildung, Studium, beides?
Stefanie gefällt es, dass sie in ihrer Ausbildung darauf vorbereitet wird, selbstständig arbeiten zu können und, dass sie das Gelernte direkt anwenden kann. Das motiviert sie auch beim Lernen. Vom Thema Studium ist Stefanie dennoch nicht ganz abgekommen: „Wenn ich nach der Ausbildung genau weiß, in welches Feld es für mich gehen soll, wäre es schon toll, noch ein spezifisches Studium obendrauf zu setzen. So würde ich noch mehr Detailwissen bekommen – beispielsweise in der Fachrichtung Molekularbiologie.”
Keine Angst vor falschen Entscheidungen
Stefanies Tipp für den Start in die MINT-Karriere? Zunächst Praktika oder eine Ausbildung machen. Sie selbst konnte beispielsweise in einer eintägigen „Schnupperlehre” ausprobieren, ob sie sich im Labor wohlfühlt. „Außerdem sollten Schülerinnen keine Angst davor haben, Fehlentscheidungen zu treffen. Nur, indem man verschiedene Wege ausprobiert, findet man heraus, welcher Weg am besten zu den eigenen Erwartungen und Fähigkeiten passt. Ich habe ein abgebrochenes Studium hinter mir. Aber was soll’s? Es hat mir in keiner Weise geschadet. Im Gegenteil: So hatte ich bessere Chancen, einen Ausbildungsplatz zu ergattern”, erzählt Stefanie.
Um dich auf der Suche nach dem passenden MINT-Studiengang zu unterstützen, haben wir die wichtigsten Infos über MINT-Studiengänge hier für dich zusammengestellt.
Foto: Stefanie Gill
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