Mit Klick auf dieses Icon gelangen Sie zur Startseite von www.mint-frauen-bw.de
Mit Klick auf dieses Icon gelangen Sie zur Startseite von www.mint-frauen-bw.de
Keren Scherr lächelt über die Schulter in die Kamera. Das Zitat auf dem Bild lautet "Die Technik braucht mehr Powerfrauen!". In einem kleinen blauen Kasten sind Hintergrundinformationen zu Keren: "Keren Judith Scherr, Duale Studentin, Mechatronik.
Ballett, Mechatronik und Sonderpädagogik – gleich drei Schlagworte, die auf den ersten Blick nicht zusammenpassen. Keren Scherr vereint mit Begeisterung jedoch alle drei Interessen in ihrem Alltag. Als Kind eines Maschinenbauingenieurs hatte die 22-Jährige bereits sehr früh eine Vorliebe für das technische Handwerk – auf dem beruflichen Gymnasium belegte sie jedoch die Schwerpunktfächer Psychologie und Pädagogik. Trotzdem entschied sie sich nach ihrem Abitur gegen eine Laufbahn in der Sonderpädagogik und mit ganzem Herzen für ein duales Mechatronik Studium beim Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Im Porträt erzählt sie über ihr Studium, die Arbeit am DLR – und wie sie als Frau in einem von Männern dominierten Berufsfeld altmodischen Stereotypen entgegentritt.

Keren Scherr war sozusagen mit der ersten Schulstunde klar, dass aus ihr keine Germanistin werden würde. „Mit dem Fach Deutsch oder irgendwelchen Interpretationen kann man mich jagen.“ Mathematik und naturwissenschaftliche Fächer hingegen liebte sie immer schon; und auch Technik fand sie „irgendwie logisch“. Das mag auch an ihrem Vater liegen: Mit dem Maschinenbauingenieur bastelte, baute und tüftelte sie schon als kleines Kind.

Nach ihrem Realschulabschluss besuchte sie ein berufliches Gymnasium und belegte als Schwerpunkt nicht etwa Fächer wie Physik oder Mathematik, sondern Psychologie und Pädagogik. Neben der Schule arbeitete sie außerdem in einer Förderschule. Das Studium der Sonderpädagogik lag somit nah – und doch entschied sie sich für einen Studiengang einer gänzlich anderen Richtung, die aber ebenso ihre Leidenschaft war: Mechatronik.

Eigene Projektverantwortung und vielfältige Forschungsprojekte

Ihre Wahl fiel auf ein duales Studium, „da ich ein sehr praktisch veranlagter Mensch bin und das duale Studium zu 50 Prozent aus Praxis besteht. Außerdem ist es auch nicht schlecht, Geld zu verdienen“. Keren Scherr studiert an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg (DHBW) in Stuttgart. Ihr Partnerunternehmen ist das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR). Das Forschungsinstitut gebe ihr viel Freiheit für die praktische Arbeit und sie habe die Möglichkeit, an jedem Projekt des DLR mitzuwirken.

Keren Scherr arbeitet sich in große und kleine Projekte ein, die drei bis sechs Monate dauern. Am Ende verfasst sie dazu schließlich eine Studienarbeit. Im vergangenen Semester untersuchte sie zum Beispiel faserverstärkte keramische Bremsscheiben auf Basis unterschiedlicher textiler Performen. Kürzlich hat sie eine so genannte Extruder-Erweiterung entwickelt, ausgelegt und gebaut. Das Besondere ist, dass die Verantwortung für ihre Projekte bei Keren Scherr selbst liegt; mit ihrem Praxisbetreuer bespricht sie sich einmal in der Woche. Ihre Aufgaben empfindet sie als spannend und abwechslungsreich und sie inspiriert die Zusammenarbeit mit anderen Studierenden und Wissenschaftler:innen. „Mich fasziniert außerdem, dass es für alles eine Lösung gibt.“

Mechatronik bietet vielfältige Möglichkeiten

Neben ihrem Beruf und der Uni findet Keren dennoch Zeit, bei „Formula Student“ mitzumachen. Das ist ein internationaler Konstruktionswettbewerb für Studierende unter der Schirmherrschaft des Vereins Deutscher Ingenieure, bei dem die Studierenden einen Rennwagen konstruieren. Keren Scherr arbeitet daran mit, die „Crashbox“ eines Autos zu entwickeln. Während der Entwicklung werden mehrere Crashtests in einem Fallturm durchgeführt und ausgewertet. Diese sorgt bei einem Autounfall für eine geringere Verzögerungskraft und schützt die Fahrzeuginsassen vor schweren Verletzungen.

In manchen Phasen des Autobaus fährt Keren Scherr auch nach einem langen Arbeitstag in die Werkstatt und schraubt oft bis spät in der Nacht am Auto oder fertigt Teile. Oft unterstützt von Musik, Notfallschokolade und viel Wasser – diese drei Begleiter hat die Studentin immer an ihrer Seite. Muss man eigentlich in ihrem Berufsumfeld handwerklich begabt sein? „Nein“, sagt Keren Scherr. „Jede:r findet ihre oder seine Richtung. Für diejenigen, die handwerklich nicht so begabt sind, gibt es genug technische Bereiche – und umgekehrt.“

„Keine Angst und Vertrauen in sich selbst“

Für Keren Scherr ist es normal und logisch, dass sie in einem naturwissenschaftlich-technischen Beruf arbeitet und eine Karriere als Mechatronikerin anstrebt. Aber für manch andere nicht. In technischen Berufen sind immer noch mehrheitlich Männer vertreten. Alte Rollenbilder halten sich hartnäckig – Keren Scherr erlebt, dass Menschen Vorurteile oder Klischees im Kopf haben, wenn es um eine Frau in diesem Berufsbereich geht. Sie werden unterschätzen oder nicht ernst genommen. Am DLR sei ihr das noch nie passiert – doch bei Gesprächen mit anderen Menschen, auch zum Teil beim Austausch mit manchen Kommilitonen im Mechatronik-Studium, spürt sie Skepsis. „Man muss sich erstmal beweisen“, stellt sie fest. „Auf Fehler wird deutlich schlimmer und auffälliger reagiert als bei Männern.“

Von solch negativen Erfahrungen lässt sie sich nicht aus dem Konzept bringen; und das rät sie auch anderen jungen Frauen: Keine Angst zu haben, selbstbewusst zu sein und Vertrauen in sich und seine Fähigkeiten zu haben, denn „wir sind genauso gut wie die Jungs“. Ihr Tipp: „Am Anfang muss man sich erstmal einleben und durchsetzen, aber wenn man sich dann zurecht gefunden hat wird’s!“

Den Grund für die immer noch recht aktiven Rollenbilder für Mann und Frau sieht Keren Scherr schon in der Kindheit, im Kindergarten, in der Schule – und in der Erziehung. Es gebe immer noch eine Trennung zwischen Sachen für Jungs – nämlich Bohren und Bauen, und Sachen für Mädchen – basteln, malen, kochen. Auch Wahlfächer wie Technik und MUM – Mensch und Umwelt, entstanden aus dem Fach Hauswirtschaft und Textiles Werken, sollten nicht getrennt sein. „Da entstehen Jungs-Fächer und Mädchen-Fächer. Viele Mädchen trauen sich dann später keine technischen Fähigkeiten und Berufe zu“, findet Keren Scherr. Zumal die Jungs so schon früh technisches Wissen und Können mitbekommen, Mädchen aber nicht. Das führe, so Keren Scherr, zu einer unterbewussten Angst vor spitzen Kommentaren à la „Frauen haben in der Technik nichts zu suchen“. Also: Keine althergebrachte Trennung solcher Fächer, Mädchen früh an die Technik heranführen, sodass jede und jeder diese Bereiche entdecken kann.

Klassik und Moderne: Ballett und Mechatronik

Ein anderes, merkwürdiges Vorurteil ist es, dass Menschen mit Interesse an Technik und Naturwissenschaften Eigenbrötler und Nerds seien. Keren Scherr ist der beste Gegenbeweis: Sie sei viel unterwegs „und bei jedem Spaß dabei“, außerdem interessiere sie sich für Mode und Kunst; und sie liebt es, beim Reisen die Welt zu erkunden. Einmal die Woche bringt sie zudem Senioren bei Aquagymnastik auf Trab – und auch sie selbst sorgt für Ausgleich zu der vielen Kopfarbeit: „Ich mache Ballett, seit ich klein bin, und ich mache es bis heute zweimal die Woche.“

Ballett, Mechatronik und Sonderpädagogik – so ungewöhnlich ist diese Kombination also gar nicht …

Du interessierst dich für ein duales Mechatronik-Studium an der DHBW?

Die wichtigsten Fakten:

  • Es gibt zwei Mechatronik-Studiengänge: Allgemeine Mechatronik, und Mechatronik mit der Studienrichtung Fahrzeugsystemtechnik und Elektromobilität
  • Das Studium ist eine Schnittstelle zwischen Maschinenbau, Elektrotechnik und Informationstechnik
  • Nach dem abgeschlossenen Studium gibt es folgende Karrieremöglichkeiten: Maschinen- und Anlagenbau, Elektroindustrie, Fahrzeug­bau, Systementwicklung in der Automobil- bzw. Automobilzuliefererbranche, etc.

Weitere Informationen findest du hier.

Immer auf dem Laufenden bleiben?

Aktuelles aus der Landesinitiative und der MINT-Welt, Veranstaltungen und Lese-Tipps gibt’s alle drei Monate in unserem Newsletter.

Skip to content