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Als Wiebke in den Beruf einstieg, hatte das eigentlich wenig mit MINT zu tun. Ihre Laufbahn beginnt in der Marketingabteilung der Voith Group, einem global agierenden Unternehmen mit Hauptsitz in Heidenheim. Ein großer Teil der weltweiten Papierproduktion wird auf den Papiermaschinen des Technologiekonzerns hergestellt. Bei Voith stellt die 34-Jährige schnell fest, dass ihr Interesse eigentlich nicht dem Marketing, sondern einem ganz anderen Bereich gilt.

Aus Marketing mach Maschinenbau

Als ihr ein Kollege von einem berufsbegleitenden Maschinenbau-Studium an der Weiterbildungsakademie der Hochschule Aalen erzählt, gibt es für Wiebke nicht viel zu überlegen – sie schreibt sich trotz der großen Herausforderung direkt ein: „Natürlich bedeutete das Studium viele Abende und Wochenenden im Hörsaal, aber ich habe es keine Sekunde bereut“, stellt sie fest. Nach insgesamt vier Jahren an der Hochschule schloss sie ihr Studium dann 2016 ab. Wiebke ist jemand, der nach großen Projekten und Aufgaben sucht und das spiegelt sich auch an ihrem Arbeitsplatz wider: Auf ihrem Schreibtisch darf ihr kleiner Ganesha aus Indien nie fehlen – der dortige Gott der Weisheit und der überwindung aller Hindernisse.

Seit Anfang des Jahres ist Wiebke in der Forschung und Entwicklung von Voith Paper aktiv und kümmert sich um verschiedene Entwicklungsprojekte zur Herstellung von Tissue-Papieren also Hygienepapiere wie Servietten oder Taschentücher. Das hat viel mit technischer Recherche, Ausprobieren und kreativen Ideen zu tun: „Um auf neue Produktideen zu kommen und jungen Produkten in den Markt zu verhelfen, verwenden wir eine Vielzahl an Methoden und Tools, wie z.B. Design Thinking, TRIZ oder Scrum.“

Die Entwicklerin Wiebke Jürgens schaut mit freundlichem Blick in die Kamera. Im Bild ist ein Zitat von ihr eingefügt: Hätte man mich ermutigt, wäre ich schon früher in MINT gelandet.

Mathe – ihr sicherer Hafen in Kanada

Ihr mathematisches Talent und den Spaß am Fach entdeckte Wiebke spätestens in der elften Klasse bei ihrem Aufenthalt in Quebec, Kanada. „Ich kann mich noch sehr gut an die erste Mathestunde während meines Auslandsschuljahres in Quebec erinnern“, erzählt sie. „In den anderen Schulstunden verstand ich zu diesem Zeitpunkt noch fast nichts, nur in der Mathematik ergab einfach alles einen Sinn – egal in welcher Sprache!“

Wiebke hat Talente in vielen verschiedenen Bereichen. Das Ergebnis des Berufsorientierungstests, den sie nach dem Abi besucht hatte, war zwar schmeichelhaft, führte aber nicht unbedingt zu mehr Orientierung: „Der einzige konkrete Hinweis nach einem halben Tag dort war, dass ich eigentlich alles studieren könne außer Musik. Daraufhin folgte der Vorschlag, es mit BWL zu probieren, da ich doch gut in Mathe und Sprachen sei.“ Ihr BWL-Studium bereut Wiebke zwar nicht, sie ist sich aber sicher, dass sie im MINT-Bereich auch schon früher gut aufgehoben gewesen wäre: „Rückblickend würde ich mir wünschen, dass man mich damals ermutigt und darin bestärkt hätte, es mit einem Ingenieurstudium zu versuchen.“

Die richtige Mischung aus Fachwissen und Empathie

Wiebke ist der Meinung, dass Frauen und Männer gleich gut für MINT-Studiengänge geeignet sind, auch wenn sie oft unterschiedliche Soft Skills mitbringen – manchmal sei das aber gerade für Frauen von Vorteil: „Bei einer übung meinte unser Professor in C-Programmierung, dass viele Studentinnen kürzere und elegantere Programme schreiben würden als männliche Kommilitonen“, erinnert sie sich. „Ich glaube, dass ich als Frau eine andere Sichtweise auf viele Dinge mitbringe. In einer so männlich geprägten Industrie wie dem Maschinenbau kann das zu völlig neuen Ansätzen und Lösungswegen führen. Ich merke außerdem, dass meine Fähigkeit zur Empathie mir persönlich zum Beispiel in Kundengesprächen hilft, auch auf Zwischentöne Acht zu geben.“

Kauf‘ dir ein Ticket ins Land der Technik!

Jungen Frauen und Mädchen, die ein Faible für die Naturwissenschaften haben, rät Wiebke, sich nicht abschrecken zu lassen, wenn Jungs und Männer mit scheinbar großer Expertise von technischen Sachverhalten sprechen. Mit dem Interesse an der Technik ist es aus ihrer Sicht wie mit einem unbekannten Land: „Man sieht vielleicht durch Zufall eine Doku über Kultur und Leute, fängt an zu recherchieren, kauft sich Reiseführer und steht irgendwann am Flughafen, um das neue Land besser kennenzulernen. In Bezug auf MINT-Fächer ist es so, dass Jungs einfach häufig den Vorteil haben, dass sie in unserer Gesellschaft über ihre Freunde und Väter früher und öfter den ‚MINT-Reiseführer‘ aufschlagen. Das hat nicht zu heißen, dass Mädchen das ‚fremde Land‘ bei einer Reise dorthin nicht genauso spannend finden – sie kommen nur einfach seltener von selbst darauf, sich ‚das Ticket zu kaufen‘.“

Aus ihrer eigenen Erfahrung heraus möchte Wiebke jede auch nur ansatzweise an MINT interessierte junge Frau dazu ermutigen, ihre Interessen in einem frühen Praktikum auszuloten. Bei ihrem Arbeitgeber Voith gibt es dafür verschiedene Möglichkeiten und sie selbst bietet auch ihre Unterstützung an: „Ich würde mich freuen, eine dieser jungen Frauen bei einem Praktikum zu betreuen.“

Foto: Voith / Wiebke Jürgens

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