Im Labor ist sie in ihrem Element – Anna Jauch ist Chemielaborantin
Weißer Kittel, Schutzbrille, bunte Substanzen und eine Pipette in der Hand – wenn man über den Beruf der Chemielaborantin nachdenkt, sind das wahrscheinlich die ersten Assoziationen, die einem direkt in den Kopf schießen. Doch die 19-jährige Anna Jauch aus Bisingen weiß: Eine Chemielaborantin ist viel mehr als das.
Anna Jauch
Chemielaborantin
Eine Chemie-Karriere geht auch ohne Studium
Ein gewisses Interesse an Naturwissenschaften hatte Anna schon immer – zunächst war ihr allerdings nicht bewusst, dass man auch ohne zu studieren in die Wissenschaft gehen kann, indem man zum Beispiel eine Ausbildung im chemischen Bereich macht. „Zum Glück bin ich bei einer Schulveranstaltung auf diese Möglichkeit aufmerksam geworden,“ stellt sie fest. Somit begann Anna nach ihrem Realschulabschluss ihre Ausbildung zur Chemielaborantin. Um sich alle Möglichkeiten offen zu halten, absolviert sie jedoch neben ihrer dreieinhalbjährigen Berufsausbildung die Fachhochschulreife. Durch den zusätzlichen Schulabschluss kann sie im Anschluss ihrer Ausbildung studieren oder direkt ihre Chemietechnikerin machen. Welchen Weg sie gehen wird, weiß Anna noch nicht: „Ich glaube es ist okay, einen Schritt nach dem anderen zu gehen und Entscheidungen erst dann zu treffen, wenn sie fällig werden.“
Der Schlüssel zum Erfolg als Chemielaborantin liegt Annas Meinung nach darin, immer interessiert und ausdauernd zu sein. Gerade die vielfältigen Versuche brauchen Geduld und ein Auge für Details. Und sie stellt direkt klar:
„Als Chemielaborantin braucht man ein gutes Gedächtnis und Selbstvertrauen in das eigene Können schadet sowieso nie!“
Als Chemielaborantin die Welt ein Stückchen nachhaltiger machen
Während sie an manchen Tagen schon genau weiß, was im Labor ansteht, erwarten sie an anderen Tagen teilweise große Überraschungen. Was sie allerdings immer braucht, ist eine gute Planung. „Häufig dauern Analysen oder Verfahren eine längere Zeit, doch laufen selbstständig ab, sodass man sich parallel um anderes kümmern kann.“ Dabei ist ihr Ziel immer, so viele Aufgabenstellungen wie möglich abzuarbeiten, angefangen mit denen, die ihre Chefin als Priorität aufzählt. Sind die To-Dos für den Tag gesteckt, beginnt sie mit der Arbeit, welche sie fortlaufend dokumentiert und in Rücksprache mit ihren Kollegen und Kolleginnen analysiert, bis sie dann schließlich am Ende des Tages alle Utensilien spült und reinigt.
Am meisten Freude bereitet ihr dabei das Wissen, dass sie einer sinnvollen Tätigkeit nachgeht:
„Viele Menschen sitzen dem Trugschluss auf, dass Chemie immer schlecht für die Natur ist – das stimmt aber überhaupt nicht! Meine Arbeit hilft dabei, den Umgang mit Ressourcen zu verbessern und Produkte wie Waschmittel und Textildrucke nachhaltiger und umweltfreundlicher zu machen.“
Chemisches Wissen im Alltag
Im Laufe ihrer Ausbildung konnte Anna schon verschiedenste Einblicke sammeln. „Dadurch, dass man halbjährlich die Abteilung wechselt, bekommt man schon Einiges mit,“ berichtet sie. Die ständig wechselnden Herausforderungen und Aufgaben sorgen auch dafür, dass es im Labor nie langweilig wird.
Dadurch, dass der Beruf so stark an das Labor gebunden ist, findet eine klare räumliche Trennung zwischen Arbeit und Freizeit statt. Sie stellt fest: „Das hilft mir beim Abschalten zu Hause. Es gibt einen klaren Cut zwischen Arbeit und Freizeit!“ Dennoch lässt sie ihr chemisches Wissen nie ganz los: „Mein allgemeines Verständnis für Naturwissenschaften und insbesondere für Chemie hilft mir oft im Alltag: Egal ob Corona-Impfstoff, die Wirkung von Alkohol oder die Inhaltsstoffe von Kosmetikprodukten – wenn es um solche Themen geht, bin ich die erste Ansprechpartnerin bei meinen Freunden,“ erzählt sie.
Mit Spaß und Freude im Labor
Spaß an der Arbeit, Offenheit für neue Ideen und zu guter Letzt die Schutzausrüstung: Das darf Annas Meinung nach im Labor nicht fehlen. „Nicht zu vergessen: Isopropanol! Ich liebe es! Mit dieser chemischen Substanz – einem Reinigungsalkohol – wird einfach alles sauber! Wie in der Fernsehwerbung wischt man damit einfach wasserunlösliche Stifte oder schwerlösliche Substanzen einfach weg“, erzählt Anna lachend.
Dass auch mal ein Experiment daneben geht, schreckt Anna nicht: „So läuft es eben in der Praxis!“. Neulich zum Beispiel bei der Herstellung eines Präparats, welches eine kristalline weiße Ausbeute ergeben sollte. Von der tatsächlichen Konsistenz des Ergebnisses wurden Anna und ihre Kollegen sehr überrascht:
„Als wir den Trockenschrank am nächsten Tag öffneten, hatte jeder von uns plötzlich ein harzähnliches Produkt in der Hand – da waren wir ganz schön verwirrt. Manchmal funktionieren Dinge aus unerfindlichen Gründen nicht. Solche Erfahrungen gehören als Laborantin dazu – das macht meinen Beruf so spannend!“