Als Frau in einer von Männern dominierten Branche mitmischen? Für Leonie ein alter Schuh. Die 20-Jährige hat gerade ihre Ausbildung zur technischen Systemplanerin bei der Wilhelm Schetter GmbH Haustechnik abgeschlossen und beschreibt sich als selbstbewusste, starke und zielstrebige Frau, die weiß, was sie will. Die technische Ausbildung als Start nach dem Abitur war für sie die richtige Entscheidung und hat sie persönlich und fachlich vorangebracht.
Bereits in der Schule begeisterte Leonie sich für Fächer wie Mathematik, Physik und Biologie. Mathematische Aufgaben und technische Probleme zu lösen war für sie vielmehr eine schöne Challenge als eine leidige Hausaufgabe. „In meinen Schulferien habe ich komplette Sudoku-Bücher verschlungen, mich mit dem Lösen des Zauberwürfels auseinandergesetzt und mit Zahlen gespielt“, erzählt Leonie. Auch der praxisorientierte Unterricht am Theodor-Heuss-Gymnasium in Esslingen hat ihre Begeisterung für Technik geprägt: „Wir haben sehr viele Versuche und physikalische Abläufe kennengelernt und konnten uns sogar an kleinen Programmierungen ausprobieren.“
Direkt in den praxisorientierten Beruf eintauchen
Nach dem Abitur stand für Leonie schnell fest, dass es mit mehr Praxis und weniger Theorie weitergehen soll. Daher entschied sich die 20-Jährige für eine Ausbildung zur technischen Systemplanerin, damit sie direkt in das Berufsleben eintauchen kann. Auch die Tatsache, endlich eigenes Geld verdienen zu können, bestärkte ihre Entscheidung für eine Ausbildung. Von Anfang an hat sich Leonie sehr wohl bei ihrem Ausbildungsbetrieb gefühlt: „Meine Kollegen waren immer für mich da, standen mir mit Rat und Tat zur Seite und haben mich oft auch zum Lachen gebracht, wodurch ich mich wie zu Hause gefühlt habe.“
Neben dem familiären Betriebsklima überzeugten sie vor allem die abwechslungsreichen Berufsbereiche ihrer Ausbildung: „In den zweieinhalb Jahren durfte ich komplexe Heizungs-, Sanitär-, Lüftungs- und Kälteanlagen kennenlernen und mich mit ihrer genauen Funktionsweise auseinandersetzen.“ Verschiedene Arbeitsplätze bringen zusätzlich Abwechslung in den Arbeitsalltag von Leonie, sie arbeitet sowohl im Büro als auch auf der Baustelle.
Als technische Systemplanerin ist nicht nur die Zeichnung komplexer und detaillierter Baupläne Bestandteil ihres Aufgabengebietes, sondern auch telefonische und schriftliche Dienste, um den Ablauf zwischen Büro und Baustelle einwandfrei abzustimmen und Probleme direkt zu lösen. Ebenso gehört zu ihren Aufgaben der Besuch der Baustellen vor Ort, um die geplanten Anlagen nach dem Einbau mit ihren Kollegen abschließend zu prüfen.
Technik und Mathematik kennen keine Rollenbilder
Im Rückblick auf ihren bisherigen Berufsweg steht für die 20-Jährige fest: „Ohne meine Ausbildung und Tätigkeit im MINT-Bereich wäre ich nie die starke und zielstrebige Persönlichkeit geworden, die ich heute bin, und darauf bin ich sehr stolz.“ Für Leonie war schon immer klar, dass nicht nur Männer oder Jungs ein Faible für Technik und Mathematik haben: „Aussagen wie ‚das ist nichts für Frauen‘ haben mich angespornt, zu beweisen, dass auch Frauen typische ‚Männerberufe‘ ausüben und sich dafür begeistern können.“
Und so steckt hinter ihrem heutigen Selbstbewusstsein und persönlichen Erfolg auch jede Menge Ausdauer und Hartnäckigkeit. Denn wie in jedem Beruf muss sich jede(r) am Anfang erstmal beweisen und mit Fleiß sowie Ergebnissen überzeugen. Außerdem ist es Leonies Ziel, mit echter Frauenpower in der technischen Männerdomäne zu überzeugen und damit schrittweise die angestaubten Rollenbilder und beruflichen Vorurteile abzubauen sowie für andere Mädels und junge Frauen in ihrem Alter ein Vorbild zu sein.
Seele baumeln lassen beim Sport
Und Leonie ist nicht nur in ihrer Ausbildung ehrgeizig, sondern auch im Sport, den sie als Ausgleich zu ihrem Berufsalltag braucht. „Der Sport begleitet mich seit meiner Kindheit und ist neben dem Beruf ein Hauptbestandteil meines Lebens.“ Die 20-Jährige ist unter anderem mehrfache baden-württembergische Meisterin im Voltigieren und konnte sich auch in dieser Sportart den Titel deutsche Vizemeisterin erturnen. Auch wenn sich Leonie seit einiger Zeit verletzungsbedingt vom Leistungssport verabschiedet hat, geht sie wieder mehrmals die Woche ins Fitness-Studio oder zum Reiten. Wenn sie nicht auf dem Pferderücken unterwegs ist, dann ist sie mit ihrem Hund Lucky spazieren oder verabredet sich mit ihren Freunden. Auch hier darf Action nicht fehlen, denn Leonie ist, wie sie selbst sagt, für jeden Spaß zu haben.
Allen Mädchen und jungen Frauen, die kurz vor ihrem Abschluss stehen und noch nicht genau wissen, wie es beruflich weiter gehen soll, denen rät Leonie: „Niemand außer du selbst entscheidest was du später mal beruflich machen willst. Darum mach dir keinen Druck, lass dir Zeit und finde in Praktika heraus, was dir gefällt.“
Bild: Leonie Stallecker /Wilhelm Schetter GmbH Haustechnik
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