Stein im Brett – Ausbildung im elterlichen Unternehmen
Die Liebe zur Zimmerei ist der Unternehmertochter in die Wiege gelegt worden. Schon in frühen Jahren ihrer Kindheit ist sie mit ihren Eltern für deren Zimmerei unterwegs – in den eigenen Geschäftsräumen genauso wie draußen auf Baustellen, bei Lieferanten oder Kunden. Während ihrer Realschulzeit wächst der Wunsch, beruflich in das elterliche Unternehmen einzusteigen, mit dem Ziel, es irgendwann leiten zu können. So kommt ihr das Biberacher Modell, eine duale Ausbildungsmöglichkeit von Handwerk und Studium im Bereich Holzbau, wie gelegen. „Das Konzept hat mich sofort angesprochen, da es meine Position als Geschäftsinhaberin mit der technischen Seite als Zimmerin wunderbar vereint.“ Um sich dafür bewerben zu können, absolviert Sina-Sophie Pfau nach dem Realschulabschluss zunächst das Abitur auf einem technischen Gymnasium. „Den Ausbildungsvertrag zur Zimmerin hatte ich schnell in der Tasche, da ich meine Ausbildung im elterlichen Betrieb machen konnte. Rückblickend war dies ein sehr einfacher Schritt, welcher mir sicherlich auch Nachteile brachte – aber die Vorteile haben klar überwogen.“ Schon früh sei es ihr wichtig gewesen, tiefe Einblicke in den täglichen Ablauf aller Bereiche zu erhalten. So konnte sie auch die ein oder andere Schulung besuchen, die ihr in einem anderen Unternehmen verwehrt geblieben wäre.
Erst die Praxis und die Theorie – dann der Meister und der Bachelor
Mit der Zusage für das begleitende Studium Bauingenieurwesen mit Projektmanagement absolviert sie in sechs Jahren ihre Ausbildung, darunter ein Urlaubssemester im Betrieb der Eltern. „Während der ersten beiden Jahre ging es rein um die Ausbildung zur Zimmerin, wobei das erste Studiensemester zu diesem Zeitraum parallel geschaltet ist. Das bedeutet, ich war Auszubildende und Studentin zugleich, also ‚Azudentin‘.“ Nach der erfolgreich abgeschlossenen Ausbildung erfolgte das reine Studentenleben an der Hochschule, eigentlich von zwei bis vier Semestern reiner Studienzeit gefolgt.
„Bei mir war das natürlich ein bisschen anders, da ich ja während meines kompletten Studiums immer im elterlichen Betrieb gearbeitet habe. Das fünfte Semester war das Praxissemester, welches ich in der Schweiz, ebenfalls bei einem Holzbauunternehmen, absolviert habe.“ Danach geht es wieder nach Deutschland zurück, wo die Studentin zwischen dem fünften und sechsten Semester einen Polierkurs am Zimmerer-Kompetenzzentrum belegt. Unmittelbar nach dem siebten Semester beginnt ihr Meisterkurs, den sie erfolgreich mit der Meisterprüfung abschließt. Für ihre Bachelorarbeit gibt sie sich selbst etwas Zeit und sammelt im Rahmen des erwähnten Urlaubssemesters zunächst praktische Erfahrungen als Grundlage. „Ich habe die wissenschaftliche Arbeit genutzt, um mir reichlich Gedanken machen zu können, wohin ich den elterlichen Betrieb entwickeln möchte.“
Zurück zu den Wurzeln – hinauf in den Gipfel
Nach Abgabe der Bachelorarbeit steigt Sina-Sophie Pfau direkt in Vollzeit in das Unternehmen ihrer Eltern ein, um sich ersten eigenen Projekten und neuen Arbeitsfeldern zu widmen. Auch kommen immer mehr neue Einblicke und ein größeres Maß an Verantwortung hinzu, so dass eine Übernahme der Firma immer näher rückt. „Letztlich hat es von der Abgabe der Bachelorarbeit bis zur Übernahme drei Jahre gedauert. Heute bin ich alleinige Inhaberin eines Holzbaubetriebs, welcher sich auf Elementbau spezialisiert hat. Wenn ich auf meinen Werdegang zurückblicke, bin ich sehr glücklich damit. Auf dem Weg zu meinem Traum, das Geschäft meiner Eltern zu übernehmen, gab es verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten, die in Frage kamen. Letztlich waren es aber alles Berufe in einem MINT-Bereich. Eine andere Branche stand jedoch nie im Raum.“ Jungen Frauen, die ebenfalls mit einer Karriere im MINT-Bereich liebäugeln, rät die Holzliebhaberin, mutig zu sein, auf ihr Herz zu hören und ihren eigenen Weg zu gehen, ohne sich von anderen abschrecken zu lassen. Dabei sei fundiertes Wissen die Basis von allem.
Durch und durch aus Holz geschnitzt – beruflich und privat
Zum ihrem umfassenden Aufgabenfeld zählen neben der Akquise die Auftragsplanung und -ausführung, die Durchführung von Kunden-, Verkaufs- und Mitarbeitergesprächen sowie weitere Führungsaufgaben. Was Sina-Sophie Pfau an ihrem Beruf am meisten schätzt? „Die Abwechslung, und dass ich am Abend sehen kann, was ich bzw. jetzt viel mehr meine Mitarbeiter tagsüber geleistet und erschaffen habe. Darüber hinaus sind es die Menschen, die diesen Job immer wieder zu etwas Besonderem machen.“ So seien Teamfähigkeit, Ausdauer und logisches Denken die Fähigkeiten, die bei ihrer Aufgabe am meisten gefordert wären – und natürlich die Begeisterung für das Element Holz. „Auch in meiner Freizeit beschäftige ich mich gerne mit anderen Holzbauweisen und -unternehmen, widme mich Ehrenämtern, in denen Holzbau oft ein Thema ist und lege großen Wert darauf, dass meine eigenen vier Wände eine Komposition aus modernem Holz sind. So fühle ich mich dort einfach noch mehr zu Hause.“
Immer auf dem Laufenden bleiben?
Aktuelles aus der Landesinitiative und der MINT-Welt, Veranstaltungen und Lese-Tipps gibt’s alle drei Monate in unserem Newsletter.