Ganz schön cool: Lena Maria Maier kühlt effizienter

Normalerweise sorgt ein Kältemittel dafür, dass es im Kühlschrank schön kalt ist. Ein eingebauter Kompressor hält den Kältekreislauf in Gang. Bei Haushaltskühlschränken wird ein umweltvertägliches, aber explosives Kältemittel eingesetzt. In größeren Anlagen jedoch sind die Gefahren für Mensch und Umwelt oft erheblich.

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Lena Maria Maier

Physikerin

Lachende Frau mit blonden Haare, mit dem Schriftzug "Physikerin und Forscherin".

Und: Eine europaweite Verordnung schreibt vor, dass Kältemittel auf Fluorkohlenwasserstoffbasis reduziert werden müssen – aus Gründen des Umweltschutzes. Denn wenn Fluorkohlenwasserstoff als Kältemittel verwendet wird, steigt das Treibhauspotenzial. Ein Dilemma für die Kälteindustrie.

Kalt, aber umweltfreundlich

ForscherInnen wie Lena Maria Maier, 31, arbeiten an der Lösung des Problems. Am Fraunhofer-Institut für Physikalische Messtechnik IPM in Freiburg untersucht die junge Physikerin einen komplett neuen Ansatz: Sie will auf das übliche Kältemittel verzichten. Auch ein Kompressor wäre beim Kühlen künftig überflüssig. Lenas Basis bilden stattdessen magnetokalorische Materialien. Werden solche Festkörperkältemittel einem starken Magnetfeld ausgesetzt, erhöht sich ihre Temperatur. Umgekehrt sinkt die Temperatur im Material, wenn das Magnetfeld abnimmt. Effekte, die sich Lena bei der Kühlung zunutze macht. Effizienter soll dieses Verfahren sein – und umweltfreundlicher. Einen magnetokalorischen Prototyp gibt es im Labor zwar noch nicht. „Aber die bisherigen Untersuchungen sehen sehr vielversprechend aus“, erzählt Lena.

Ein Nebenjob, der erdet

Zur Physik fand sie bereits in der Schule. Schon in der Oberstufe fand sie das Fach spannend und war entsprechend gut darin. „Die Physik ist so extrem weit gefächert, man kann in viele Bereiche eintauchen – das finde ich sehr attraktiv.“ Die Studienwahl fiel ihr darum leicht. Den Bachelor in Physik machte sie an der Universität Stuttgart, den Master im Karlsruher Institut für Technologie.

Klar, dass so ein Physikstudium kein Spaziergang ist. Bis zwölf Uhr nachts saß Lena oft über den Aufgabenblättern. Am Wochenende jobbte sie beim Automobilclub im Notruf, um Geld zu verdienen. Das hat das Studieren zwar nicht einfacher gemacht, sie aber auch „ein bisschen geerdet“. Die Not der Kunden, die anriefen und Hilfe brauchten:

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„Das war etwas komplett anderes und hat mich weitergebracht.“

Nebenbei lernte sie, mit Menschen zu kommunizieren: Auch eine wichtige Fähigkeit für den Job, den sie macht.

Ohne Lerngruppe wird´s nix

Ohnehin würde sie nie mit einer Sache aufhören, nur weil sie ein bisschen anstrengend ist. „Vom Typ her mache ich immer weiter. Auch, wenn es gerade nicht so angenehm ist.“ Was sie motiviert hat? Eine gute Lerngruppe! Die gehört zum Physikstudium einfach dazu. Vor allem während des Bachelors braucht man zum Durchhalten die gegenseitige Unterstützung. „Wenn man sich nicht mit anderen zusammentut, schaffen das Studium die allerwenigsten.“

Denn so manches ist ja anders, beim Studieren. Wer in der Schule immer eine Physikeins hatte, wird in den ersten Semestern an der Uni häufig von seinen Noten enttäuscht. Das ging auch Lena so. Aber ein Grund, das Studium abzubrechen, war das für sie nicht. Sie hat einfach ihre Erwartungen verändert. Wenn man weiß, dass es für eine Klausur kaum Einsen gibt, kann auch eine Zwei glücklich und eine Drei zufrieden machen. „Und irgendwann entwickelt man ein Gespür dafür, wie viel man lernen muss und was wichtig ist.“ Dann werden auch die Noten besser.

Jeder pflegt seine Vorurteile

Die Belohnung kommt spätestens mit dem Masterstudium, wo weniger durchfallen „und man nur noch studiert, was einen wirklich interessiert.“ Lena gehört zu den wenigen Frauen, die den Master in Physik gemacht haben. Noch immer studieren vor allem Männer Physik. Gestört hat sie das nie. Manchmal spürt sie zwar noch heute das eine oder andere Vorurteil. Etwa, wenn sie einen Kunden aus der Industrie an der Strippe hat – häufig: ein älterer Mann – der sie für die Sekretärin hält. „Ich sag dann, Sie können auch gern mit mir sprechen.“ Gekränkt ist sie davon nicht, eher verwundert. „Man lernt daraus, dass jeder seine Vorurteile hat“, sagt sie fröhlich.

Bei Fraunhofer in Freiburg ist sie nicht nur Forscherin, als Beauftragte für Chancengleichheit unterstützt sie die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen auch dabei, Beruf und Familie zu vereinbaren. Sie selbst genießt es, in einem gemischten Team zu arbeiten, mit Kunden zu kommunizieren und in gemeinsamen Projekten zusammenzuarbeiten. Darum hat sie nach dem Master die Uni verlassen. „Ich will die Anwendung und den Nutzen meiner Arbeit direkt sehen, dafür ist Fraunhofer perfekt.“ Forschung nicht im luftleeren Raum, sondern angewandt und damit auf den Nutzen für die Praxis geprüft: Das ist genau, was sie gesucht hat.

Fehlschläge gehören dazu
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„Du, das war bei mir genauso.“

Macht euch schlau!
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„Ich selbst hatte leider damals Angst, zu lange zu studieren. Das habe ich falsch eingeschätzt. Bisher hat mich niemand gefragt, wie lange ich im Studium gebraucht habe. Manchmal ist es besser, sich mehr Zeit zu lassen.“

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