Der Freude an der IT gefolgt

Zurück in die Zukunft führt die Geschichte von Dr.-Ing. Eva Hoos, die als Enterprise Architect Data & Integration Platforms Karriere bei der Robert Bosch GmbH macht und dort immer neue Softwarelösungen entwickelt. Schon als Kind und Jugendliche entdeckte die promovierte Informatikerin ihre Begeisterung und ihr Talent für alle Angelegenheiten rund um den PC und erkannte, dass auf diesem Feld nicht nur die Zukunft, sondern auch ihre Perspektive liegen würde.

MINT-Berufe Frauen Portrait

Dr.-Ing. Eva Hoos

Enterprise Architect Data & Integration

Auch in Sachen „Vereinbarkeit mit der Familie“ ist die passionierte Volleyballerin ein Vorbild für alle Mädchen und Frauen. Als Mutter gelingt es ihr, Job und Familie reibungslos unter einen Hut zu bringen – mit Freude und dem Mut, konsequent ihren eigenen Weg zu gehen.

Frühe Leidenschaft und bewährter Weg mit Zukunft

Landesinitiative Frauen in MINT-Berufen: Wie sind Sie zu Ihrer Tätigkeit im MINT-Bereich gekommen, konkret zum Fach Informatik?

Dr.-Ing. Eva Hoos: Mein Interesse für dieses Feld wurde bereits in der Grundschule geweckt, denn ich begeisterte mich früh für das Fach Mathematik. Mathematische Regeln zu verstehen und auf dieser Basis die Aufgaben zu lösen, weckte in mir Assoziationen zum Lösen von Rätseln – so wie es die Kinderdetektive in meinen damaligen Büchern taten. Darüber hinaus war ich von meinem Wesen her schon immer neugierig und offen. Da mein Vater zu einer Zeit einen Computer besaß, in der das in privaten Haushalten noch selten der Fall war, kam das Thema PC ebenfalls früh in mein Leben. Er hat mich ermutigt, den Computer einfach auszuprobieren. Später, in der Realschule, im Fach „Informationstechnische Grundlagen“, konnte ich von diesen ersten Erfahrungen profitieren. Als der Lehrer vorschlug, wir könnten für das anstehende Referat auch PowerPoint, ein damals noch eher wenig bekanntes Programm, verwenden, tat ich das sofort. Außerdem schloss ich mich der Computer AG an, wo wir eine Homepage für die Schule erstellten. Ich war fasziniert davon, wie dies mit der Logik einer Programmiersprache gelang. Mit dieser Freude und einem gewissen Talent in diesem Bereich wechselte ich nach dem Realschulabschluss auf ein informationstechnisches Gymnasium und entschied mich im Anschluss daran, das Fach Informatik zu studieren. Bereits damals war mir bewusst, dass Informatik in den nächsten Jahrzehnten enorm wichtig sein und ich damit gute berufliche Aussichten haben würde.

Landesinitiative Frauen in MINT-Berufen: Heute sind Sie erfolgreich als Enterprise Architect Data & Integration Platforms bei der Robert Bosch GmbH tätig. Was betrachten Sie als Meilensteine auf Ihrem Weg dorthin?

Dr.-Ing. Eva Hoos: Eine erste wichtige Station und Grundlage für meine jetzige Position war mein Informatikstudium. Dort habe ich die fachlichen Grundlagen gelernt, meine analytische Denkweise verbessert und die Fähigkeit erlangt, komplexe Aufgaben zu lösen. Darüber hinaus erkannte ich mein Talent, in Kontakt mit anderen Menschen zu treten, um gemeinsam Herausforderungen lösen zu können. Auch studierte ich bereits bei meinem späteren Doktorvater, an dessen Institut ich als Tutorin und Hilfswissenschaftlerin tätig war. Er ermutigte mich zu promovieren. Dieser Schritt war meine bislang größte Herausforderung.
Eine Promotion an der Graduate School of Advanced Manufacturing Engineering der Universität Stuttgart hat zwei Besonderheiten: Erstens schreibt man bei einem Industriepartner – in meinem Fall die Daimler AG. So konnte ich direkt prüfen, ob meine wissenschaftlichen Konzepte einen Mehrwert für die Praxis ergaben. Die zweite Besonderheit ist die Interdisziplinarität. Meine Doktorarbeit beispielsweise lehnt sich auch an die Ingenieurswissenschaften an. Zudem konnte ich im Rahmen dieses Ausbildungsprogramms wertvolle Grundlagen aus der Betriebswirtschaft gewinnen.
Rückblickend würde ich meinen Weg wieder genau so gehen. Denn auch persönlich konnte ich in dieser Zeit weiterwachsen, indem ich am Mentoring-Programm der Universität teilnahm. Dort besuchte ich unterschiedliche Workshops zur Selbstentwicklung, konnte ein Netzwerk mit gleichgesinnten Doktorandinnen aufbauen und mich mit großartigen Mentorinnen austauschen, die mir Einblicke in ihr Berufsleben gaben.

Konzeptionierung und Kommunikation gehen Hand in Hand

Landesinitiative Frauen in MINT-Berufen: Jetzt sind wir auf Ihre beruflichen Aufgaben neugierig. Wie läuft Ihr Arbeitsalltag als Enterprise Architect Data & Integration Platforms ab?

Dr.-Ing. Eva Hoos: Im Unternehmen bin ich Bosch Digital zugeordnet, dem internen IT-Dienstleister für unterschiedliche Geschäftsbereiche. Im Bereich Data & Integration Platforms geht es zum einen um Software, welche die Integration von verschiedenen Anwendungen ermöglicht. Zum anderen erstellen wir Datenplattformen, die es erlauben, Daten aus verschiedenen Quellen zu sammeln, speichern, verwalten und analysieren. Als Enterprise Architect bin ich mitverantwortlich dafür, welche Software wir in unserem internen Portfolio nutzen. Hierbei arbeite ich konzeptionell, muss aber genauso viel kommunizieren. Ich analysiere und bewerte Software danach, ob und wie sie in unsere IT-Landschaft passt. Darüber hinaus entwickle ich Zielarchitekturen, die zum Ausdruck bringen, welche Software wir brauchen werden, um zukünftigen Herausforderungen gewachsen zu sein. Da meine Konzepte unterschiedliche Mitarbeitende, Abteilungen oder Bereiche betreffen, muss ich mit verschiedenen Expertinnen und Experten zusammen herausfinden, ob eine Lösung sinnvoll ist, wie eine bestimmte Zielarchitektur umgesetzt werden kann und ob es gewinnbringend ist, in eine bestimmte Software zu investieren. Diese unterschiedlichen Aspekte und Perspektiven machen meinen Arbeitsalltag auf allen Ebenen sehr abwechslungsreich und bereichernd. Es bereitet mir viel Freude, die Bosch-IT-Landschaft aktiv mitgestalten zu können, und dass ich aufgrund der vielen Sektoren, in denen Bosch agiert, immer wieder in neue Betätigungsfelder eintauchen darf. Dass Fähigkeiten wie analytisches Denken, Neugier und die Bereitschaft zum lebenslangen Lernen dafür unabdingbar sind, liegt auf der Hand.

Mehr Vorbilder in Sachen „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“

Landesinitiative Frauen in MINT-Berufen: Hatten Sie irgendwann auf Ihrem bisherigen Weg das Gefühl, dass Sie als Frau eine Hürde überwinden mussten, die einem Mann erspart geblieben wäre?

Dr.-Ing. Eva Hoos: Ich hatte als Frau und Mutter Herausforderungen zu meistern. Meine Mutter lebte mir zwar vor, dass Mädchen und Frauen genauso gut in Fächern wie Mathematik sein können. Auch gewann ich früh den Eindruck, dass beruflicher Erfolg vor allem auf fachlicher Expertise und menschlichen Qualitäten fußt. Trotzdem habe ich mich lange gefragt, wie ich Karriere und Familie vereinbaren könnte, denn es mangelte mir an Vorbildern. Im universitären Kontext sah ich vorwiegend Männer, deren Frauen sich hauptsächlich um die Familienangelegenheiten kümmerten. Da ich so viel Freude bei meiner Arbeit hatte und ich auch finanziell unabhängig sein wollte, kam diese Aufteilung für mich nicht in Frage.
Eine in diesem Zusammenhang gängige Aussage, die ich übrigens irgendwann nicht mehr hören konnte, ist:

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„Echt, du arbeitest in der IT? Da arbeiten doch fast nur Männer.“ Was sollte ich darauf antworten, außer: „Leider ja.“?

Ich fände es schön, wenn mehr Frauen den Weg in die IT fänden, da ich denke, dass dies zu neuen Lösungsansätzen führen würde.

Landesinitiative Frauen in MINT-Berufen: Was müsste sich Ihrer Meinung nach ändern, damit sich mehr junge Frauen für eine Karriere im MINT-Bereich, bzw. in der IT entscheiden?

Dr.-Ing. Eva Hoos: Ich denke, dass Role Models, die vorleben, wie sich Beruf und Familie individuell vereinbaren lassen, ein wichtiger Faktor sind.
Verbunden damit ist ein Appell an alle männlichen Führungskräfte, Elternzeit oder Teilzeitarbeit für Väter zu unterstützen. Zudem würde ich mir mehr Bewusstsein für unbewusste Vorurteile sowie die überhöhten Ansprüche wünschen, die die Gesellschaft im Allgemeinen an Frauen stellt. Meine persönliche Erfahrung zeigt, dass sich gerade in der Informatik Karriere und Familie dank flexibler Arbeitszeiten und Arbeitsaufteilungen wunderbar vereinbaren lassen. Ich betrachte Muttersein als großen persönlichen Mehrwert, der mir und meinem Arbeitgeber zugutekommt: Wenn ich nach Hause komme, genieße ich vollkommen die Zeit mit meinem Kind. Es zeigt mir tagtäglich, was es bedeutet, im gegenwärtigen Moment verankert zu sein und nicht an das zu denken, was war oder was noch zu tun wäre.
Mein Tipp an alle Mädchen und Frauen lautet: Seid mutig, lasst euch nicht von Vorurteilen leiten, findet euren eigenen Weg und probiert einfach die Dinge aus, die euch Freude machen.

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