Mit Klick auf dieses Icon gelangen Sie zur Startseite von www.mint-frauen-bw.de
Mit Klick auf dieses Icon gelangen Sie zur Startseite von www.mint-frauen-bw.de
Susi Lee beschäftigt sich mit Softwareentwicklung

Ob Schuhe kaufen, Essen bestellen, Geld überweisen oder Arbeiten – ohne Internet auf dem Handy oder Laptop geht bei uns gar nichts mehr. Was wirklich hinter all den – mehr oder weniger nützlichen – Möglichkeiten der Digitalisierung steckt, dürfte nur den wenigsten Menschen bewusst sein. Susi Lee weiß worauf es ankommt: Sie beschäftigt sich mit Softwareentwicklung und legt damit den Grundbaustein jeder digitalen Anwendung.

Dass sie in einem MINT-Bereich landen würde, war für Susi Lee schnell klar. In der Oberstufe wählt sie Mathe, Chemie und Englisch als Leistungsfächer: „Besonders Chemie fand ich sehr spannend. Ich konnte mir bereits früh vorstellen, später etwas mit Chemie zu studieren“, so Susi Lee. Dass es letztendlich anders kommt und Susi das Thema Chemie nicht weiterverfolgt, liegt an einem Informatik-Grundkurs, der in der Oberstufe als Wahlfach neu auf ihrem Stundenplan steht. „Mit Informatik, beziehungsweise dem Programmieren oder gar einer Softwareentwicklung hatte ich bis dato keine Berührungspunkte. Ich wusste nur, dass Informatik etwas mit Mathe und Computern zu tun hat. Für das Fach habe ich mich entschieden, da es lediglich ein Grundkurs war und ich ihn einfach wieder abwählen konnte, falls es nichts für mich gewesen wäre“, erklärt sie.

Recht schnell merkt Susi aber, dass ihr Informatik nicht nur gut liegt, sondern auch richtig Spaß macht. Sie beginnt damit, sich auch in ihrer Freizeit immer wieder mit kleineren Programmier-Projekten zu beschäftigen – und hängt die Idee, Chemie zu studieren, an den Nagel. Stattdessen beginnt sie ein Informatik-Studium.

 

Von der Theorie in die Praxis als Softwareentwicklerin

Susi Lee sucht sich für ihr Informatikstudium die Technische Universität Darmstadt aus: „Für die TU Darmstadt hatte ich mich entschieden, da der Fachbereich sehr groß war und es viele verschiedene Vertiefungsschwerpunkte und somit auch eine große Auswahl an Veranstaltungen gab“, sagt sie. Das breite Angebotsspektrum kommt ihr zugute, denn eine konkrete Richtung, auf die sie sich spezialisieren möchte, hat Susi damals noch nicht. „Das Studium in Darmstadt ist in den ersten Semestern, also dem Grundstudium, sehr allgemein gehalten. Erst in den höheren Semestern konnte man dann aus sechs Schwerpunkten vertiefende Veranstaltungen besuchen“, so Lee weiter. Damit wird ihr die Möglichkeit geboten, verschiedene Bereiche kennenzulernen.

An der Uni beginnt sie schon bald als Werkstudentin und Tutorin zu arbeiten; außerdem studiert sie für zwei Semester an die Seoul National University in Südkorea. Als sie nach Deutschland zurückkehrt, startet sie als Werkstudentin bei der Stuttgarter Software-Firma AEB SE, die sich auf Anwendungen für Außenhandel und Logistik spezialisiert hat. Ihr neuer Job, der sie letztendlich zur Softwareentwicklung führt, gefällt ihr deutlich besser, als die Arbeit an der Universität.

„Rückblickend würde ich früher anfangen, als Werkstudentin in einer Firma zu arbeiten. Die Arbeit als Tutorin an der Uni hatte zwar gewisse Vorteile, aber ich konnte nicht viel praktische Erfahrung innerhalb der Softwareentwicklung sammeln“, sagt Susi Lee. Bei AEB SE sieht das ganz anders aus: Susi gefällt es hier so gut, dass sie nach dem Studium eine Festanstellung antritt. Heute ist Susi Lee bei AEB SE für die Entwicklung und Wartung von Standardsoftware zuständig. Was sich zunächst nach Routine anhört, ist alles andere als langweilig: „Zur Softwareentwicklung gehört nicht nur das reine Programmieren und Fehlerkorrekturen, sondern auch das Mitdenken bei Konzepten, die Erstellung von Designpapieren, Aufwandsschätzungen, Code-Reviews, Tests und Dokumentation sind täglich Aufgaben – die Softwareentwicklung ist sehr abwechslungsreich“, sagt Susi Lee. Um bei der Softwareentwicklung ans Ziel zu gelangen, gibt es häufig mehrere Wege. Diese unterschiedlichen Wege und Möglichkeiten zu vergleichen, mit Kollegen darüber zu diskutieren und eine optimale Lösung innerhalb der Softwareentwicklung zu finden, ist für Susi einer der besten Aspekte an ihrem Job. Genauso spannend für sie: „An kniffligen Aufgaben knobeln, bis man endlich auf ein Ergebnis kommt.“

 

Vorurteile über Softwareentwicklung – (fast) alle falsch

Über die Informatik gibt es zahlreiche Vorurteile. Die meisten davon sind laut Susi weit von der Realität entfernt. Susi Lee: „Es sind nicht alle ,Nerds‘ und ,Hacker‘, die in der Softwareentwicklung arbeiten. Es gibt auch viele Quereinsteiger, die vorher etwas ganz anderes gemacht haben.“ Dass man schon vor dem Studium praktische Erfahrungen in der Softwareprogrammierung haben sollte, stimmt laut Susi nicht: „Das wichtigste wird im Studium vermittelt und während des Studiums ist nicht alles nur Theorie – die Praxis ist ebenso ein wichtiger Baustein.“

Nur ein Vorurteil lässt sich leider nicht so leicht von der Hand weisen: Der Frauenanteil in der Softwareentwicklung ist sehr gering. Das merkt Susi schon an der Uni, wo die Quote bei etwa 10 Prozent liegt. „Im Studiengang ist man schon als eine der wenigen Studentinnen aufgefallen, obwohl Informatik ein relativ großer Fachbereich in Darmstadt ist.“ Als Grund dafür sieht Susi den klischeehaften Ruf, der diesem Beruf vorangeht: „Bevor ich Informatik in der Schule als Fach ausprobiert hatte, wusste ich ehrlich gesagt nicht, was man darunter versteht. Ich kannte persönlich auch niemanden, der irgendetwas mit Informatik oder Softwareentwicklung zu tun hatte. Viele dachten, das ist nur etwas für diejenigen, die gerne zocken – und das waren dann hauptsächlich Jungs“, erklärt Susi Lee. Immerhin: „Im Beruf spielt das Geschlecht eigentlich keine Rolle – zumindest habe ich das noch nicht erlebt. Man sollte sich durch den geringen Frauenanteil daher nicht einschüchtern lassen. Die Softwareentwicklung bringt Vielfalt mit sich – und das macht sie so spannend“, erläutert sie abschließend.

 

Veröffentlicht: 17.08.2022

Bilder: Yunji Lee

 

Du interessierst Dich für ein Bachelor-Studium in Informatik?

  • Im Bachelor lernst Du zunächst die Grundlagen – also viel Mathematik und die Basics der Softwareentwicklung
  • Nicht immer muss das Studium dabei so allgemein bleiben wie bei Susi: Viele Universitäten und Hochschulen bieten den Bachelor in Informatik auch als Nebenfach oder mit Spezialisierungsrichtung (z.B. Wirtschaftsinformatik) an
  • Grundsätzlich gilt: Niemand erwartet von Dir als Studienanfänger:in, dass du Erfahrungen in der Softwareentwicklung mitbringst. Und die Berufsaussichten sind sehr vielversprechend!

Immer auf dem Laufenden bleiben?

Aktuelles aus der Landesinitiative und der MINT-Welt, Veranstaltungen und Lese-Tipps gibt’s alle drei Monate in unserem Newsletter.

Skip to content