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6. Netzwerktreffen des Beteiligungsprogramms @MINT thematisiert die Fachkräftesicherung von Frauen im IT-Bereich.

Die IT-Branche bietet viele Perspektiven und Vorteile – gerade auch für Frauen. Doch warum sind Frauen im IT-Sektor noch immer stark unterrepräsentiert? Und wo können Unternehmen ansetzen, um weibliche Fachkräfte für die Informatik zu gewinnen und langfristig zu halten? Beim Netzwerktreffen im Rahmen des Beteiligungsprogramms @MINT am 17. November 2022 kamen Interessierte zusammen, um über die Power, Potenziale und Perspektiven von Frauen in der IT zu sprechen.

Bei der sechsten Auflage des Netzwerktreffens der Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen“ lieferten zunächst drei Referentinnen spannende Impulse: Christine Regitz, Vice-President und Mitglied des Aufsichtsrates des Softwareunternehmens SAP, Franziska Richter von der Stuttgarter Softwareentwicklungsfirma AEB SE und Role Model Dr. Pauline Weritz, Gründerin und Digital Consultant der vaerk UG sowie Juniorprofessorin. Anschließende Breakoutsessions in Kleingruppen thematisierten die unterschiedlichen Ansätze der Fachkräftegewinnung in Ausbildung und Studium sowie über einen Quereinstieg in die Branche und boten die Möglichkeit zum Austausch.

Sinkende Anzahl an Fachkräften als Alarmsignal

Die Voraussetzungen für einen Einstieg in die IT-Branche sind aktuell ideal. Das machte Dr. Birgit Buschmann, Leiterin des Referates Wirtschaft und Gleichstellung des Wirtschaftsministeriums und Gastgeberin des Netzwerktreffens, bei ihrer Begrüßung klar: „Unternehmen suchen händeringend nach IT-Fachkräften in den unterschiedlichsten Bereichen. Daraus ergeben sich attraktive Einstiegschancen in interessante Jobs mit exzellenten Karriere- und Verdienstmöglichkeiten in einer spannenden Arbeitswelt“, sagte sie. Dabei habe vor allem Baden-Württemberg aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur einen sehr hohen Bedarf an MINT-Fachkräften, speziell in der IT. Laut MINT-Frühjahrsreport 2022 des Instituts der deutschen Wirtschaft ist die Fachkräftelücke in den vergangenen Jahren trotz der Attraktivität der Branche deutlich größer geworden. So lag sie im Juli 2021 noch bei 37.600 Personen, ein Jahr später – im Sommer dieses Jahres – bereits bei 60.300 Personen.

Sinkende Anzahl an IT-Fachkraeften ist ein Alarmsignal

„Diese Zunahme um rund 60 Prozent binnen eines Jahres ist ein Alarmsignal. Der Mangel an IT-Experten bremst derzeit den digitalen Wandel. Daher ist die Fachkräftesicherung für die baden-württembergische Wirtschaft von herausragender Bedeutung. Es gilt daher, alle Potenziale zu aktivieren“, appellierte Dr. Birgit Buschmann an die Teilnehmenden. Dafür brauche es gezielte Maßnahmen: Man müsse nicht über die Zielgruppe, sondern mit der Zielgruppe sprechen und in den Austausch treten. Im Fokus stehe dabei immer ein Ziel: mehr Frauen und Mädchen für die Mitgestaltung in der IT zu gewinnen und damit auch die Innovationskraft in Baden-Württemberg zu sichern.

Bildschirm mit Error-Symbol. Informatik ist an Schulen kein Pflichtfach

Informatik muss als Pflichtfach eingeführt werden

Mit diesem Thema beschäftigte sich Christine Regitz, Vice-President, Mitglied des Aufsichtsrates sowie Global Head of Women in Tech von SAP und Präsidentin der Gesellschaft für Informatik e. V. In ihrer Keynote erklärte sie die Gründe der Fachkräftelücke bei Frauen, und welche Gegenmaßnahmen helfen können. Sie unterstrich gleich zu Beginn ihres Vortrags: Frauen in der IT fehlen vor allem in Deutschland. Das Problem ist nicht nur die Gewinnung von Frauen, es gibt gleichzeitig auch eine hohe Drop-out-Rate. Die Gründe dafür sind für Christine Regitz sehr deutlich: „Viele Studien zeigen klar auf, dass Mädchen von Anfang an zu wenig gefördert werden. Es fängt also schon bei klassischen Themen an. Wir machen noch nicht genug an den Schnittstellen, an denen es für Mädchen interessant wird.“

Die im Januar 2022 veröffentlichte Untersuchung „Weibliche Beteiligung an den Bundesweiten Informatikwettbewerben“ des Instituts für Kooperationsmanagement und interdisziplinäre Forschung GmbH zeigt: Das Interesse für Informatik ist bei Mädchen und Jungen im Grundschulalter zunächst vergleichbar ausgeprägt; mit zunehmendem Alter nimmt die Begeisterung von Mädchen im Vergleich zu Jungen jedoch drastisch ab. „Gründe dafür sind zum einen soziale Bindungen und Stereotypen, die bei Mädchen stärker in den Köpfen verankert sind als bei Jungen. Zum anderen fehlen Role Models, an denen sich die Mädchen orientieren können. Genau hier müssen wir ansetzen“, meinte Christine Regitz. „Wir müssen die Vorbilder viel präsenter machen und auch Lehrerinnen und Eltern mit einbeziehen. Die Mädchen müssen frühzeitig mit Informatik in Berührung kommen, daher ist ein Pflichtfach in den Schulen unverzichtbar.“

Dieses Pflichtfach sei nicht dafür da, dass Mädchen Programmiersprachen erlernen, sondern dass die digitale Bildung in der Breite in den Schulen verankert wird. „Wenn wir diese Themen für Mädchen gelöst bekommen, ist das zum Beispiel auch der Ice-Breaker für Kinder aus bildungsfernen Familien“, so Regitz.

Maximale Flexibilität bei Arbeitsmodellen

Die aufgezeigte Fachkräftelücke ist auch beim Stuttgarter Softwareunternehmen AEB zu spüren. „Wir sind in unserem Unternehmen händeringend auf der Suche nach Fachkräften“, sagte Franziska Richter aus dem Employee Service. Das Unternehmen hat bereits unterschiedliche Maßnahmen etabliert, um weibliche Fachkräfte für sich zu gewinnen und auf ihrem Karriereweg zu unterstützen. So gibt es die Community „More Women in Leadership“, die sich für Selbstverantwortung und Sichtbarkeit von Frauen im Unternehmen einsetzt. In einer Meet-up-Gruppe von Softwareentwicklerinnen stärken sich die Frauen gegenseitig. Wichtig sei bei AEB zudem die maximale Flexibilität bei Arbeitsmodellen zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Beispielsweise gibt es die Möglichkeit, den Arbeitsvertrag monatlich anzupassen, um höchste Flexibilität zu gewährleisten. Einen starken Fokus setzt das Unternehmen dabei auch auf das Re-Boarding nach der Elternzeit, damit sich die Frauen in der schnelllebigen IT-Welt gut abgeholt fühlen.

„Man darf nie aufhören, sich für den Wandel einzusetzen“

In dieser Informatikwelt fühlt sich auch Dr. Pauline Weritz wohl. Die frisch promovierte Gründerin und Digital Consultant der vaerk UG sowie Juniorprofessorin stellte sich als Role Model der IT-Branche vor und zeigte den Teilnehmenden den Ablauf ihres Arbeitsalltags. Dieser entpuppte sich als sehr vielfältig und zeigte deutlich auf: Der Austausch mit anderen Führungs- und Fachkräften ist enorm wichtig. Ob im eigenen Podcast, beim Mentoring, beim gemeinsamen Mittagessen mit Kolleg:innen oder während Vorträgen: Pauline Weritz legt großen Wert auf einen stetigen Austausch, um so Wissen weiterzugeben und sich neues Wissen anzueignen. „Dabei ist es immer wichtig, auch einmal über den Tellerrand zu schauen und sich Zeit dafür zu nehmen, zu reflektieren: Wie hilft mir das Erlebte, was kann ich für die Zukunft mitnehmen? Man darf nicht aufhören, sich für den Wandel einzusetzen“, findet sie.

Der Schlüssel liegt in der Schulzeit

Auf genau diesen Austausch wurde auch beim MINT-Netzwerktreffen großer Wert gelegt. Daher fanden sich nach den drei Vorträgen die Teilnehmenden in Kleingruppen zum Austausch zusammen. In drei parallel stattfindenden Breakoutsessions wurden unterschiedliche Teilbereiche diskutiert und Lösungsansätze herausgearbeitet: Ausbildung in der IT, Studium in der IT und Quereinstieg in die IT. Allen drei Workshop-Sessions wohnten Expert:innen bei, die mit einem kurzen Impuls zu Beginn ihre Arbeit und Perspektiven vorstellten. Im Anschluss wurden gemeinsam mit den Teilnehmenden Lösungsansätze zu den Themen erarbeitet.

Dabei zeigte sich ganz deutlich: Egal, ob im Ausbildungsbereich, im Studium oder durch einen Quereinstieg – der Schlüssel liegt immer in der Schulzeit. Wenn man Mädchen schon als Kind spielerisch an die Informatik heranführt, kann bei der weiterführenden Bildung an bestehendes Interesse angeknüpft werden. Zudem spielen auch Sprache und Kommunikation eine entscheidende Rolle. Es muss klar gemacht werden, dass es im IT-Bereich nicht ausschließlich darum geht, programmieren zu lernen und Softwareanwendungen umzusetzen.

Junge Frau sitzt auf einem Buecherstapel. Schon in der Schulzeit sollte Informatik gelehrt werden.

Klischees müssen aufgebrochen werden

Die Branche ist vielfältig, die Anwendungsbereiche sind sehr unterschiedlich und die Anforderungen variieren stark. Doch eines hat der gesamte IT-Bereich gemeinsam: Die Branche bietet attraktive Arbeitsplätze mit einer außerordentlichen Flexibilität sowie hervorragenden Verdienst- und Karrieremöglichkeiten. Es gilt, eben dort anzusetzen sowie Stereotypen und Klischees aufzubrechen und den technischen Bereich auch für Mädchen und junge Frauen attraktiver zu machen. Dazu sollen Schlüsselakteure wie Eltern, Lehrer:innen und Berufsberater:innen mit ins Boot geholt werden – um das klare Ziel zu erreichen: junge Frauen und Mädchen für die IT-Branche zu gewinnen und zu halten.

Erfahren Sie hier noch mehr über das Beteiligungsprogramm@MINT oder werden Sie Teil des Bündnisses der Landesinitiative Frauen in MINT-Berufen. Wir freuen uns auf Ihre Teilnahme bei unserem nächsten Netzwerktreffen.

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