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Porträt von Stina Lützenkirchen
Die 23-jährige Stina Lützenkirchen aus Karlsruhe war schon immer an Computern interessiert und entschied sich daher nach dem Abitur auch für den entsprechenden Weg – allerdings nicht über einen konventionellen Informatikstudiengang: Sie studiert an der Coding-School „42“, einer hierzulande recht neuen, privaten IT-Schule, in der die Studierenden über innovative Lernkonzepte in durchschnittlich dreieinhalb Jahren zu Programmierexperten ausgebildet werden. Nebenbei arbeitet Stina als Werkstudentin im Change-Management bei dem Energieunternehmen ENGIE als Change Managerin. Ihr Motto und gleichzeitig ihre wichtigste Botschaft lautet: Frauen sollten sich eigene Ziele setzen und sie von äußeren Meinungen und Einflüssen unbeirrt verwirklichen.

Die Begeisterung für Computer hatte bei Stina keinen konkreten Anlass, war aber schon immer da. Schon als vergleichsweise junges Mädchen haben Computer sie wie magisch angezogen: „Als ich noch im Kindergarten war, hatte ich zum Beispiel zuhause schon Zugriff auf einen Computer und durfte manchmal Computerspiele spielen, hauptsächlich Lernspiele. Dadurch habe ich Lesen, Schreiben und auch ein bisschen Mathematik gelernt, was mir dann tatsächlich auch meine ersten Schuljahre erleichtert hat,“ berichtet die 23-Jährige. Früh wurde sie dadurch zu einem einem Troubleshootingprofi1, sie musste Lösungen für Probleme finden, die beim Spielen am Computer auftauchen, wie beispielweise den Speicher zu erweitern.

 

 

Ihr Interesse an Technik prägte ihre komplette Schulzeit, wie Stina mit einem Schmunzeln erzählt: „Wenn der Beamer mal wieder nicht funktionierte oder es sonstige ‚technische‘ Probleme gab, wurde ich als Erste gefragt.“ Für sie war es schon immer das Wichtigste, auf dem neuesten technischen Stand zu sein: „Ich wollte immer wissen, wie ich mir mein Leben mit der Digitalisierung einfacher machen kann.“

Nach dem Abi ein „Gap Year“ – auf in die Coding-School!

Nach dem Abitur 2017, das Stina an einer Waldorfschule in Karlsruhe absolvierte, war ihr noch nicht ganz klar, wie ihr beruflicher Weg aussehen sollte. Sie entschied sich erst einmal für ein Gap Year, also ein Überbrückungsjahr zur Berufsorientierung. Durch einen Zufall sah sie online einen Post über die Coding-School „42“ in Paris, der ihr Interesse am Programmieren weckte.

So bewarb sie sich in einem recht umfangreichen Auswahlverfahren für das Studium und durfte im Juli 2018 an dem vierwöchigen Intensivtraining „Piscine“ (dt. Schwimmbecken) teilnehmen. Dieses markiert den Abschluss des Auswahlverfahrens und lässt nur noch die vielversprechendsten Kandidat*innen zu. Stina konnte ihr Talent unter Beweis stellen und bekam kurz darauf die Zusage. Für sie war dies der wirkliche Startpunkt ihrer MINT-Karriere. Seit November 2018 studiert sie nun an der Coding-School. Das Konzept der Schule ist sehr projektbezogen und offen: Es gibt keine Vorlesungen, sondern ausschließlich Projekte mit speziellen Vorgaben, und die Studierenden bewerten sich gegenseitig. Stina vergleicht den Aufbau des Studiums mit dem eines Computerspiels, da man ein neues Level erreicht, sobald ein Projekt abgeschlossen und bewertet wurde. Den Abschluss erreicht man mit dem Level 21. Besonders gut gefällt ihr die bunte Mischung ihrer Kommilitonen. Sie kommen alle aus verschiedenen Ländern und haben unterschiedliche Berufswege und Arbeitserfahrung; so kann man von allen lernen.

Stinas Alltag in Paris als Change Managerin und in der Coding-School

Nach einem Jahr an der „42“ konnte sich Stina ein Praktikum suchen und kam so zu einem großen französischen Energieversorger. Nach dem Praktikum wurde sie dort als Werkstudentin übernommen und arbeitet seit Januar 2021 sogar viermal die Woche dort, während sie nur noch einmal die Woche die Coding-School besucht. Ihr Arbeitsalltag als Change Managerin ist abwechslungsreich; sie arbeitet an mehreren Projekten gleichzeitig – alle verfolgen das Ziel, die Digitalisierung voranzutreiben. So erstellt sie zum Beispiel Präsentationen über neue Software-Programme, gibt Weiterbildungen und verwaltet einen Chatbot. „Im Großen und Ganzen ist meine Arbeit also eine perfekte Mischung aus Programmierung, Management und Troubleshooting, wobei Soft wie Hard Skills gleichermaßen gebraucht werden“, berichtet Stina.

Sowohl bei ihrem Praktikumsbetrieb als auch an der Schule sind an IT und Coding interessierte Frauen sehr gefragt. So besteht auch ihr Team bei ihrer Arbeit aus zwei Frauen und zwei Männern; eine ausgeglichene Mischung, auf die Stina viel Wert legt.

Stinas Stärke? Vielseitigkeit!

Auch in ihrer Freizeit lebt Stina ihre MINT-Begeisterung voll aus. Sie repariert gerne Dinge, egal ob Smartphones, Haushaltsgeräte oder sogar Kleinigkeiten an Autos. „Das ist ähnlich wie das Programmieren – ich will Programme und Dinge immer weiter verbessern“, betont sie. In ihrer kleinen Pariser Wohnung spielt sie zudem mit Freunden oder allein gerne PlayStation, und nimmt an OSINT2-Challenges teil. Dabei geht es beispielsweise darum, herauszufinden, wo und wann ein bestimmtes Foto von einer Landschaft gemacht wurde, wobei fast keine Hinweise, wie zum Beispiel Straßenschilder, zu sehen sind.

Aber auch Musik, Reisen und Sprachen interessieren Stina sehr. Man könnte bei ihr sicher von einem Multitalent sprechen, da sie Klavier spielt und neben den Programmiersprachen vier Landessprachen beherrscht. Sie wuchs zweisprachig auf, da sie in Schweden geboren wurde und ihre Eltern von Beginn an Schwedisch und Deutsch mit ihr sprachen. In der Schule lernte sie dann noch Englisch und Französisch, was sie in Paris natürlich sehr gut gebrauchen kann.

Stinas MINT-Tipp: Inspiration und Tipps von anderen Frauen

Dass Stina sich nicht vom Unbekannten abschrecken lässt, sieht man ihrem Lebenslauf leicht an. Ihre wichtigste Botschaft ist daher: Traut euch! „Ich glaube, dass Frauen sich schneller verunsichern lassen, wenn sie in der Minderheit sind“, sagt die 23-Jährige. „Das ist schade, denn gerade Frauen können viele neue Sichtweisen in Projekte einbringen. Oftmals verbindet man Informatik, Hacking usw. mit Männern, da sie viel öfter in dieser Rolle gezeigt werden. Mir ist aufgefallen, dass sich mehr Mädchen in die Informatikbranche trauen, sobald sie sehen, dass es dort auch viele andere Mädchen gibt.“
Daher Sinas Tipp: Es gibt sehr viele Gruppen in den sozialen Netzwerken, in denen man sich darüber austauschen kann, wie es ist, eine „Frau in Tech“ zu sein. Unter den Gleichgesinnten hilft und unterstützt man sich. Die vielen Bereiche der Informatikbranche machen es möglich, dass jeder seinen Platz findet.

1 Als Troubleshooting oder Fehlersuche wird ein systematischer Ansatz bezeichnet, mit dem Probleme behoben werden sollen, die bei komplexen Maschinen, elektrischen Teilen, Computern und Software auftreten können.

2 Open Source Intelligence

Veröffentlicht: 05.10.2021

 

Mehr zur Coding-School „42“:

„42“ ist eine gebührenfreie Coding-School, die ursprünglich aus Frankreich stammt und 2013 vom französischen Unternehmer Xavier Niel gegründet wurde. Weltweit bieten mittlerweile viele weitere Schulen in Kooperation mit „42“ das Programm an. Zurzeit gibt es über 30 Partnerschulen über alle Kontinente verteilt. „42 Heilbronn“ und „42 Wolfsburg“ sind die ersten deutschen Partnercampus. Zum Campus Heilbronn geht es hier.

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