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Judith Krauter steht in der typischen Berufskleidung einer Schornsteinfegerin auf einer Holzleiter und lächelt in die Kamera.

Denkt man an Schornsteinfeger, so fallen einem auf Anhieb stämmige Männer mit rußverschmutzten Wangen, schwarzer Handwerkskluft und einer Holzleiter über der Schulter ein. Die Accessoires stimmen in etwa mit der Realität überein, aber mittlerweile spielen auch junge Frauen in dem Beruf eine zunehmend größere Rolle. Das beweist Schornsteinfegerin Judith Krauter: Die 26-Jährige geht in Wertheim und Umgebung von Haus zu Haus und kümmert sich um die Sicherheit der Anwohner. Die Schornsteinfegerin macht dort gerade nach ihrer zweijährigen Ausbildung ihren Meister. Die reguläre Ausbildungszeit von drei Jahren durfte sie aufgrund ihres Abiturs um ein Jahr verkürzen. Sie schätzt an ihrem Beruf besonders die Vielfältigkeit der Aufgaben und den ständigen Kontakt mit ihren Kunden.

Den ganzen Tag im Büro verbringen?

Nach ihrem Abitur entschied sich Judith für ein Studium der Betriebswirtschaftslehre an der TH Nürnberg. Die Inhalte fand sie spannend und schloss das Studium daher erfolgreich in der Regelstudienzeit ab. Als sie nach ihrem Bachelor innerhalb eines Praktikums in den Berufsalltag hineinschnuppern konnte, hat sie jedoch schnell festgestellt, dass sie sich so ihre Zukunft nicht vorstellte: „Es hat mir nicht gefallen, den ganzen Tag im Büro zu verbringen. Irgendwie fehlte mir da die Herausforderung. Also schaute ich mich relativ schnell nach einer Alternative um“, erzählt Judith von ihren Erfahrungen.

So kam es, dass sie etwas für sich entdeckte, das die ganze Zeit schon direkt vor ihrer Nase war: „Mein Vater ist Schornsteinfeger, daher kannte ich den Beruf im Prinzip ja schon immer. Aber für mich selbst hätte ich das eigentlich nie in Erwägung gezogen. Erst als ich nach dem BWL-Praktikum nochmal genau hingesehen und ihn bei der Arbeit begleitet habe, änderte sich meine Perspektive.“ Schon nach kurzer Zeit merkte sie, dass ihr dieser Beruf Freude bereitet und sie gern eine Ausbildung in diesem Bereich beginnen würde. „Ich war direkt beeindruckt von der Arbeit“, erzählt Judith heute rückblickend, „und diese Begeisterung habe ich bis heute nicht verloren.“

Die Schornsteinfegerin bringt Glück – denn sie ist für die Sicherheit von Häusern verantwortlich

Wenn man sich den Berufsalltag einer Schornsteinfegerin oder eines Schornsteinfegers vorstellt, denkt man schnell an die naheliegende Aufgabe des Auskehrens: „Natürlich ist das Kehren in meinem Beruf eine wichtige Aufgabe, es gehört zum vorbeugenden Brandschutz und macht ca. 60 % meines Alltags aus. Es handelt sich dabei hauptsächlich um körperliche, handwerkliche Arbeit. Dabei beurteilen wir aber auch die Verbrennung. Hier tragen Schornsteinfeger eine große Verantwortung und können Gefahren und nicht optimale Verbrennungsprozesse erkennen bevor es zu schweren Unfällen kommen kann.“

Es fallen jedoch auch noch viele weitere Aufgaben an. Im Rahmen von Messtätigkeiten werden Feuerungsanlagen wie Ölheizungen, Gasheizungen und Feststoffheizungen überprüft und im Anschluss beurteilt. Judith weiß, dass sie bei ihrer Arbeit sehr sorgfältig sein muss – andernfalls kann es nämlich sehr gefährlich werden: „Die Messungen sind von großer gesundheitlicher Relevanz: Bei der Verbrennung kann auch Kohlenmonoxid entstehen, und wenn dieses in Wohnungen austritt, kann es unter Umständen auch lebensgefährlich werden.“

Daher stammt im Übrigen der Aberglaube, dass Schornsteinfeger Glücksboten sind. Seinen Ursprung hat dieser im Mittelalter, als Häuser leichter und häufiger Feuer fingen als heute. Der Schornsteinfeger schützte durch seine Arbeit die heimischen vier Wände und brachte somit Glück ins Haus.

Schornsteinfegerin – Ein Job mit Fokus auf Nachhaltigkeit

Zum Arbeitsalltag einer Schornsteinfegerin zählt auch die Überprüfung der umweltschutzrelevanten Anforderungen – damit in puncto Sicherheit alles stimmt und um den Energieverbrauch der Haushalte möglichst gering zu halten. „Neben allen anderen Tätigkeiten liegt seit einigen Jahren im Schornsteinfegerhandwerk der Fokus auch auf der Energieberatung“, erzählt Judith. „Durch die vielen Anforderungen bezüglich der Energieeffizienz von Anlagen und Gebäuden sind wir beratend tätig, da wir sozusagen die ersten Ansprechpartner vor Ort sind. Daher müssen wir uns auch viel mit Gebäuden und energetischen Maßnahmen an Gebäuden auseinandersetzen. In der Ausbildung nahm das ganze Thema relativ viel Raum ein – ich würde sagen etwa zehn bis fünfzehn Prozent des gesamten Lernstoffs.“ Auf diese Weise können Schornsteinfeger auch einen Beitrag zu nachhaltigerem Energiemanagement in Gebäuden und somit zum Klimaschutz leisten.

Vielfältig, abwechslungsreich und mit viel Kundenkontakt

An ihrem Beruf schätzt die junge Frau besonders, dass er so vielfältig und abwechslungsreich ist. „Mir ist nie langweilig. Gleichzeitig bin ich sehr dankbar dafür, dass ich viel selbstständig organisieren kann. Der Kundenkontakt, den ich täglich habe, macht viel Freude und bereichert meinen Arbeitsalltag“, stellt Judith dar. Dass sie in einem Beruf arbeitet, der auch noch heute hauptsächlich von Männern ausgeübt wird, stört sie nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil: „Ich bekomme als Frau in meinem Berufsfeld sehr häufig Zuspruch, und die Kunden freuen sich sogar, mal eine Schornsteinfegerin zu sehen.“ Den Grund, dass viele Menschen auch heute noch überrascht sind, wenn sie von ihrem Beruf erzählt, sieht sie darin, dass der Beruf auch mit körperlicher Arbeit einhergeht – was jedoch nicht automatisch ein Ausschlusskriterium für Frauen in diesem Beruf ist. „Ich bin der festen Überzeugung, dass Handwerksberufe genauso gut von Frauen ausgeführt werden können. In den Köpfen vieler Menschen ist das zwar noch nicht verankert, aber je mehr junge Frauen sich auch für diesen Beruf entscheiden, desto mehr wird dieses Bild nach und nach verschwinden. Das braucht nur noch etwas Zeit und geht nicht von heute auf morgen.“

Einfach mal ein Praktikum machen

In ihrer Freizeit ist Judith ebenfalls gern aktiv, sie geht gern laufen und spielt Volleyball. Um sich etwas auszuruhen, trifft sie sich gern mit Freunden oder liest ein Buch. Mit ihrem Werdegang ist sie zufrieden: „Nach dem Besuch der Meisterschule würde ich mich gern selbstständig machen. Ich denke, dass es mir dann zugutekommen wird, dass ich gute betriebswirtschaftliche Kenntnisse habe. Und dann habe ich auch genau die Kombination, die ich mir gewünscht habe: Zum Teil Verwaltungsaufgaben im Büro, aber die meiste Zeit handwerklich unterwegs.“ Schade findet sie es nur, dass Schornsteinfegerin kein Beruf ist, den Berufsanfängerinnen bei der Suche nach einer Ausbildung einfach so „auf dem Schirm haben“. Sie rät: „Wenn man sich für einen Mix aus praktischer handwerklicher Arbeit, anlagen- und brandschutztechnischem Wissen und Vorschriften sowie der Energieeffizienz von Gebäuden interessiert, sollte man sich den Beruf definitiv näher anschauen. Macht doch einfach mal ein Praktikum!“

 

Fotos: © Günter Herberich

Interesse am Beruf der Schornsteinfegerin? Das musst du wissen:

Nötiger Schulabschluss: Haupstschulabschluss

Ausbildungsdauer: 3 Jahre

In der Berufsschule erwirbt man Kenntnisse:

  • in berufsspezifischen Lernfeldern: Anlagentechnik, physikalische und chemische Grundlagen bzgl. Verbrennungsprozessen und Feuerungsanlagen, Kundenberatung rund um das Thema Feuerungsanlagen und Energieeffizienz
  • in allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch und Wirtschafts- und Sozialkunde

Mögliche Ausbildungsbetriebe: z. B.

  • in Betrieben des Schornsteinfegerhandwerks, einige davon bieten zusätzliche Leistungen im Bereiche Energieberatung an

Mehr Informationenhttps://www.ausbildung.de/berufe/schornsteinfeger/

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