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Die Sattlerin Rebecca Becht präsentiert einen von ihr gefertigten Autositz und einen Reitsattel. Im Bild ist ein Zitat von ihr: "Ich würde mich jederzeit wieder für das Handwerk entscheiden."

Mit einer Ledernähmaschine, unterschiedlichen Materialien und ihrer Kreativität erfüllt sie ihren Kunden jeden Wunsch – Rebecca Becht aus Ditzingen ist Sattlerin im Fahrzeug- und Feintäschnerbereich. Für sie stellt ihr Beruf eine einmalige Kombination ihrer Interessen und Talente dar, denn die 22-Jährige konnte sich schon immer für das Nähen, Autos und Motorräder begeistern. Aktuell macht sie einen Meisterkurs und arbeitet zielstrebig darauf hin, sich selbständig zu machen.

 

Schritt für Schritt zum Traumberuf Sattlerin

Seit sie sich erinnern kann, war Rebecca klar, dass sie gern in einem handwerklichen Beruf arbeiten würde. Das lange Sitzen in der Schule sowie das Auswendiglernen von theoretischen Sachverhalten hat ihr nie viel Spaß gemacht. „Meine Lieblingsfächer in der Schule waren immer Sport, bildende Kunst und die technischen/handwerklichen Fächer“, erinnert sie sich. Um möglichst schnell ihrer Leidenschaft nachzugehen und eher praktisch tätig sein zu können, entschied sie sich nach ihrem Hauptschulabschluss die Schule zu verlassen.

Durch ihre sehr guten Leistungen in der Berufsschule erreichte sie dennoch nachträglich die mittlere Reife. „In meiner Ausbildung habe ich unglaublich viel gelernt, und die Arbeit hat mir viel Spaß gemacht. Von Beginn an habe ich mich mit allen meinen Kollegen, sowohl Männern als auch Frauen, perfekt verstanden“, bringt Rebecca lächelnd an. Auch während ihres aktuell andauernden Meisterkurses ist sie immer noch in Kontakt mit ihren Kollegen.

Ein kreativer Beruf, bei dem man anpacken muss

„Heutzutage denken die meisten bei dem Beruf der ‚Sattlerin‘ nur noch an einen Reitsattel“, erzählt die 22-Jährige, und fährt fort: „Dabei ist das nur ein Teilbereich – im Fahrzeugbereich werden viel mehr Sattler gebraucht!“ Doch wie läuft der Arbeitsalltag als Sattlerin im Fahrzeugbereich genau ab? Zunächst wird ein Kundengespräch geführt, um später auf die Wünsche genau eingehen zu können. Von neuen Sitzbezügen für ein Auto über ein neues Armaturenbrett, Teppiche und Türverkleidungen bis hin zu Taschen, die passend zum Fahrzeug angefertigt werden – die Angebotspalette bietet viele Auswahlmöglichkeiten. Die Kunden müssen auch bezüglich der verschiedenen Stoffe genaustens beraten werden. „Mit Materialien und Stoffen kenne ich mich mittlerweile sehr gut aus und weiß genau, wie sie sich in Bezug auf Qualität, Funktion und Langlebigkeit unterscheiden,“ berichtet Rebecca.

Der Kunde ist König

Wenn man Rebecca fragt, was ihr am besten an ihrem Beruf gefällt, beginnt sie zu strahlen: „Ich liebe es, dass ich meine kreative Ader ausleben kann und das Ergebnis meiner Arbeit jeden Tag aufs Neue bewundern kann. Dabei bin ich sehr perfektionistisch! Mich reizen die neuen Herausforderungen, denen man immer wieder gegenübersteht, und es interessiert mich, wie ich meinen Kunden eine Freude bereiten kann!“
Für einen handwerklichen Beruf würde sie sich immer wieder neu entscheiden, auch wenn manche Kunden sehr spezielle Vorlieben haben. Ein besonderer Kundenwunsch, der sie sehr gefordert hat, ist ihr in Erinnerung geblieben: „Ein Kunde hat sich Sitze mit Louis-Vuitton-Leder gewünscht. Dieses kann man allerdings nicht kaufen. Also haben wir mehrere Taschen des größten Modells gekauft, auseinandergeschnitten und so die Sitzbezüge hergestellt. Der Kunde ist eben König!“, erzählt sie lachend.

Der Wechsel zwischen Kundenkontakt und Werkstatt macht für sie ihren Beruf perfekt. „In meiner Freizeit treffe ich gerne meine Freunde und bin ein sehr sozialer Mensch. Das spiegelt sich hier in den Begegnungen mit den Kunden wider. Darüber hinaus höre ich sehr gern Musik – das kann ich in der Werkstatt auch bei der Produktion nebenher. So habe ich immer gute Laune!“

Das Handwerk ist ihre Leidenschaft – nicht nur als berufliche Sattlerin

Rebecca hat ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht – auch in ihrer Freizeit beschäftigt sie sich am liebsten handwerklich. Ihr Freund teilt ihre Faszination für Fahrzeuge, weshalb die beiden gemeinsam einen alten VW Jetta MK1 restauriert haben. In ihrer praktischen Meisterprüfung, welche Rebecca erst kürzlich erfolgreich abgelegt hat, verpasste sie dem Retro-Schmuckstück eine neue komplette Innenausstattung, also neues Leder für Vordersitze, Türen, Rücksitzanlage, Fußraum und Lenkrad. Rebecca musste dafür zunächst Schablonen entwerfen, die Einzelteile zuschneiden sowie daraus die Bezüge nähen und schließlich alles ins Auto einbauen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen! Im November wird sie den letzten Teil der vierstufigen Meisterprüfung ablegen und kann dann endlich stolz ihren Meisterbrief in den Händen halten.

Rebeccas praktische Arbeit zur Meisterprüfung:  die komplette Restauration der braunen Leder-Innenausstattung eines alten weißen VW Jetta..

Jungen Mädchen, die sich auch für handwerkliche Arbeit begeistern lassen, empfiehlt sie: „Wenn ihr feinfühlig und exakt arbeitet, aber auch mal beherzt zugreifen könnt, dann seid ihr in dieser Branche genau richtig. Sucht euch einen guten Ausbildungsbetrieb, der euch fördert und euch kreativ sein lässt. Entscheidet euch für einen Beruf, der euch wirklich Freude bereitet. Es gibt nichts Schöneres, als gern zur Arbeit zu gehen und jeden Tag das zu tun, was man wirklich gut kann.“

Fotos: Rebecca Becht

Interesse am Beruf der Sattlerin? Das musst du wissen:

Nötiger Schulabschluss: Hauptschulabschluss

Ausbildungsdauer: 3 Jahre

Mögliche Schwerpunkte während der Ausbildung: Reitsportsattlerei, Feintäschnerei, Fahrzeugsattlerei

Mögliche Ausbildungsbetriebe: z. B. Hersteller von Reitsportartikeln, bei Sattlerei-Fachbetriebe, Betriebe der Lederwarenindustrie, Zulieferanten der KFZ-Industrie, Bootssattlereien, Oldtimerwerkstätte

Berufliche Aussichten: Die Zukunftsaussichten als Sattler sind gut, denn der Bedarf ist groß. Es gibt mehr freie Stellen als Sattler und das Handwerk ist auch auf lange Sicht kaum abzulösen.

Mehr Informationen: https://www.ausbildung.de/berufe/sattler/

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