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Animation einer Frau, die mit Hilfe von Diagrammen an einer Tafel einer anderen Person, die an einem Schreibtisch sitzt etwas erklärt.
Die Forschung und Entwicklung richtet viele Innovationen und Erfindungen an den Daten des „Durchschnittmannes“ aus. Daten von einer „Durchschnittsfrau“ werden selten bis gar nicht berücksichtigt und daher ist es nicht verwunderlich, dass Frauen immer noch in einer Umgebung leben, die eigentlich nur auf die Bedürfnisse eines Mannes ausgelegt ist. Und darum ist es sehr wichtig, dass noch mehr Frauen auch in der Forschung und Entwicklung – eben in MINT-Berufen tätig werden, damit dieser Missstand endlich behoben wird.

Die Weltredakteurin Nicola Erdmann hat hierzu einen treffenden Artikeln geschrieben, den wir Ihnen hier in Auszügen vorstellen wollen:

Die Welt, in der wir leben, ist von Männern für Männer gemacht

In diversen Bereichen des täglichen Lebens fehlen frauenspezifische Daten. Und so leben Frauen in einer Umgebung, die für den Durchschnittsmann konzipiert ist. Das ist in manchen Fällen harmlos, kann aber auch lebensgefährlich sein. Der Mietwagen soll ziemlich sicher sein, im Crashtest habe das alles super funktioniert – sollten Sie eine Frau sein, dürfen Sie sich da, im Wortsinne, nicht mehr so sicher sein, wenn sie das so oder ähnlich in Autotestberichten lesen. Crashtests werden mit Dummys durchgeführt, die von Gewicht, Größe, Körperaufbau einem durchschnittlichen Mann entsprechen.

Ein Auto muss in der EU fünf solcher Tests durchlaufen, ein weiblicher Dummy muss dabei aber nicht eingesetzt werden. Und dementsprechend werden dann die Autos gebaut – Positionierung von Lenkrad, Airbag oder Kopfstützen und Gurten sind so ausgerichtet, dass ein Mensch von 78 Kilo Gewicht und mit Wirbelsäulenstruktur und Muskelverteilung eines Mannes möglichst gut geschützt ist. Menschen mit Brüsten und anderer Gewichtsverteilung und Körperaufbau werden in Crashtests in der Regel nicht beachtet – und wenn überhaupt, dann werden solche Dummys auf dem Beifahrersitz positioniert. Das Resultat: Frauen haben ein um 47 Prozent erhöhtes Risiko, bei einem Verkehrsunfall verletzt zu werden. Unter anderem, weil die Lehnen der Fahrersitze leichtere Körper nicht gut abfedern. Generell sind Frauen seltener in Autounfälle verwickelt, sie erleiden trotzdem 17 Prozent mehr tödliche Verletzungen.

 

Die Hälfte der Menschen wird ignoriert

Es ist ein ziemlich erschreckendes Beispiel von vielen, die belegen, wie sehr diese Welt (und mag sie noch so modern sein) auf den Durchschnittsmann zugeschnitten, ausgerichtet, optimiert ist. Die Referenz bei Design, Programmierung, Forschung, gar in der Stadtplanung ist der Mann, „Default Male“ nennt sich das. Männer und Frauen sind unterschiedlich, ihre Immunsysteme, ihre Körper funktionieren anders, sind anders aufgebaut, von innen und von außen. Doch frauenspezifische Daten werden gar nicht oder selten erhoben. Das ist ein Problem – in manchen Bereichen (Crashtest! Medizin!) mehr, in anderen weniger (VR-Brillen funktionieren bei geschminkten Augen schlechter).

Die britische Journalistin und Aktivistin Caroline Criado Perez hat ein Buch über die „Gender Data Gap“ geschrieben, 2020 erscheint es auf Deutsch unter dem Titel „Unsichtbare Frauen: Wie eine von Männern gemachte Welt die Hälfte der Bevölkerung ignoriert“. Sie sammelt darin zahlreiche Beispiele, die allesamt lückenlos belegt sind und die einen neuen Blick auf den Alltag eröffnen.Beginnen wir mit Toiletten. Architekten räumen Toiletten für Männern und Frauen meist die gleiche Quadratmeterzahl ein, sei es in öffentlichen Gebäuden generell, in Büros, Kinos, Restaurants, Universitäten, Einkaufscentern. Diese 50/50-Aufteilung ist sogar in Installationsvorschriften formal festgehalten. Dabei ist aus ganz profan-praktischen Gründen der Toilettenbesuch für eine Frau aufwendiger, sie muss eventuell ein Kleid komplett runterziehen, Strumpfhosen aus- und wieder anziehen, gegebenenfalls Hygieneprodukte wechseln.

 

Kürzere Toilettenschlangen

Das dauert einfach länger, das braucht mehr Platz als das Öffnen einer Hose. Auch müssen sie im Schnitt häufiger zur Toilette, weil sie schwanger sind, eine Blasenentzündung haben oder ihren Kindern helfen (statistisch wird diese Aufgabe nach wie vor häufiger von Frauen übernommen). Um die immer viel längeren Wartschlangen vor der Damentoilette zu verhindern, könnte man also einfach mehr Kabinen einplanen – und bei den Männern einsparen. Bei denen dennoch pro Quadratmeter mehr Pissoirs Platz finden als bei den Frauen Toilettenschüsseln. Wird aber nicht gemacht. Also stehen sie eben an.

Die durchschnittliche deutsche Frau ist 166 Zentimeter groß. Sie kommt nicht an die oberen Supermarktregale, die Standardhöhe von Küchenarbeitsplatten ist eigentlich zu hoch für sie. Sensoren von automatischen Schiebetüren erfassen sie nicht optimal. Nun mag man einwerfen: Das betrifft aber doch auch kleine, dünne Männer! Ja, das stimmt – doch sind sie (in ihrer in Relation ohnehin kleinen Gruppe) Zufallsopfer und nicht systematisch übergangen. Der Großteil ihrer Geschlechtsgenossen ist dafür ganz bewusst aufgefangen. Und in aller medizinischer Forschung, die die Frauen komplett ausschließt, sind die kleinen, dünnen Männer natürlich berücksichtigt (…)

Hier gelangen Sie zum gesamten Artikel (Weiterleitung auf www.welt.de)

Text : © Nicola Erdmann, Managing Editor ICONIST / WELT
Foto : © Freepik

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