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Die Veranstalterinnen – die Kontaktstellen Frau und Beruf Baden-Württemberg und die Digital Media Women Bodensee-Oberschwaben – haben am 20. Juli die digitale Veranstaltung „100 Minuten IT – Warum sich ein Quereinstieg in die IT lohnt“ ausgerichtet. Als Referentinnen waren die Wirtschaftspsychologin und Gründerin des Unternehmens vaerk, Pauline Weritz, und die Führungskraft und Softwareentwicklerin Dr. Stefanie Huber eingeladen. Sie gaben den über 160 Teilnehmerinnen einen Einblick in die Megatrends der Arbeitswelt und die beruflichen Chancen und Möglichkeiten der agilen IT-Branche. Durch die persönlichen Geschichten der drei Quereinsteigerinnen Olga, Sandra und Sabine wurde klar, dass man den Quereinstieg in die IT auch ohne umfangreiche Vorqualifikation schaffen kann. 

Dass es Frauen und deren weibliche Expertise in der IT braucht, um Innovationen und die Digitalisierung voranzutreiben, stellte die Gastgeberin Anne Nitschke, Leiterin der Kontaktstelle Frau und Beruf Ostwürttemberg-Ostalbkreis in ihrer Ansprache an die Teilnehmerinnen fest.

Dr. Birgit Buschmann, Leiterin des Referats Wirtschaft und Gleichstellung im Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg machte in ihrem Grußwort deutlich, dass Unternehmen derzeit händeringend IT-Fachkräfte suchen, vor allem in der Softwareentwicklung, bei Data Analytics und IT-Projektmanagement. Daraus ergeben sich attraktive Einstiegschancen in interessante Jobs und exzellente Karriere- und Verdienstmöglichkeiten, insbesondere auch beim Quereinstieg. Baden-Württemberg hat den höchsten Anteil an MINT-Fachkräften. Durch technologische Herausforderungen wie Klimawandel, Energiewende, nachhaltige Mobilität und die demografische Entwicklung wird der Bedarf künftig noch weiter steigen. In der IT und Technik sind Frauen bisher noch stark unterrepräsentiert. Dr. Buschmann betonte daher die Wichtigkeit dieser zielgruppenspezifischen Veranstaltung zum Thema Quereinstieg in die IT. Die Landesinitiative und das Bündnis „Frauen in MINT-Berufen“ setzen sich dafür ein, mehr Frauen für diese Berufe zu gewinnen.

MINT-Veranstaltung-Frauen und IT- Quereinstieg

Von der Öko-Gender-Gap bis zur Silver Society

Im ersten Impulsreferat der Wirtschaftspsychologin Pauline Weritz drehte sich alles um die fünf Megatrends der Arbeitswelt, und wie Frauen sich diese zu Nutze machen können.

Sie startete ihre Trendanalyse mit der Globalisierung und erläuterte die damit verbundene Bildung neuer Unternehmenskulturen und Ökosysteme, die mit einer starken Vernetzung einhergehen. Weritz betonte, dass die daraus resultierenden Möglichkeiten wie dezentrales Lernen über E-Learning oder digitales Vernetzen gerade Frauen in Teilzeit besonders entgegenkommen.

Als zweiten Trend beschrieb die Gründerin das steigende Umweltbewusstsein, das die Unternehmenskulturen prägt. Sie ging dabei auf den Öko-Gender-Gap ein, der aufzeigt, dass das Thema Nachhaltigkeit weiblich geprägt ist. Frauen tragen somit einen großen Teil zur umweltbewussten Unternehmenskultur bei.

Ein weiterer Megatrend, den Weritz beleuchtete, war der Arbeitsplatz. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie habe sich durch die Möglichkeiten von Homeoffice für Frauen stark verbessert, so Weritz.

Neben den drei vorausgegangenen Trends widmete sich die Referentin auch einem längst vorhergesehenen Szenario: dem demografischen Wandel. Sie erklärte, dass die sogenannte „Silver Society“ – oder auch alternde Gesellschaft – in den Unternehmen zu einem Fachkräftemangel führe. Obwohl die Geschlechterrollen zwar langsam verschwimmen würden, herrsche in den Unternehmen immer noch ein Ungleichgewicht. Mit der Einführung einer Frauenquote könne man dieses Ungleichgewicht korrigieren, so Weritz. Sie appellierte an alle Frauen: „So kritisch man dieses Vorgehen sehen mag, ist es dennoch eine Chance für Frauen.“

Als fünften und letzten Megatrend beschrieb die Referentin das „Feeling“. Sie erklärte, dass das Gesundheits- und Sicherheitsbewusstsein in den letzten zwei Jahren sehr stark angestiegen sei. Wer früher noch mit einer Erkältung ins Büro gefahren wäre, bleibe heute lieber einen Tag länger zuhause, um sich und vor allem Andere zu schützen.

„Stetiger Wandel bietet stetige Weiterentwicklung“

Dr. Stefanie Huber promovierte in Mathematik, hat zehn Jahre Erfahrung in der Softwareentwicklung gesammelt und ist mittlerweile Führungskraft bei der PAYBACK Gruppe.

Sie stieg in das Thema „Agile Arbeitswelt in der IT-Branche“ mit einer Umfrage ein: Welche IT-Berufe kennt ihr überhaupt? Im Schaubild des Mentimeters wurde deutlich, dass die Bandbreite der genannten Berufe gering ist. Die IT-Expertin klärte auf, dass die IT-Berufe mittlerweile weit über das klassische Programmieren hinausreichen und vielfältige Möglichkeiten für einen Quereinstieg bieten. Zur Orientierung fasste sie die Aufgaben- und Interessensbereiche der Branche in drei Kategorien zusammen:

Der Bereich Tool Expertise beinhaltet den allgemeinen Umgang mit IT-Programmen, wie beispielsweise mit SAP, Datenbanken oder anderen unternehmensspezifischen Anwendungen. Hierzu empfahl Dr. Stefanie Huber, sich das Wissen neben den alltäglichen Aufgaben im Beruf anzueignen und sich beispielsweise für eine Expertenrolle im Team zu melden. So könne man nebenbei IT-Kenntnisse sammeln, die für einen späteren Jobwechsel vorteilhaft sein können.

Des Weiteren skizzierte sie das Tätigkeitsprofil der Arbeitsplatzbereitstellung, das durch die Pandemie einen starken Aufschwung erlebt habe, beispielsweise mit der Betreuung und Handhabung von Laptops, Lizenzen, Netzwerken oder VPN.

Die klassische Softwareentwicklung ist nach wie vor ein Schwerpunktthema in der IT, so Dr. Stefanie Huber. Sie zählte weitere Berufsgruppen auf, die von Projekt- und Produktmanagement über Agiles Coaching, Design Thinking bis hin zu Innovationsmanagement, aber auch Kundensupport, HR-Recruiting, Employer-Branding, Wissensmanagement oder Organisationsentwicklung reichten.

In ihrem Resümee betonte sie die Wichtigkeit des dynamischen Lernens, egal welchen Beruf man ursprünglich erlernt habe, und stellte fest: „Stetiger Wandel bietet stetige Weiterentwicklung. Es ist heute nicht mehr entscheidend, was eine Person gelernt hat, sondern wie sie sich in ihrer Laufbahn weiterentwickelt und welche Erfahrungen sie gesammelt hat.“

Im Gespräch mit den Quereinsteigerinnen: Die Affinität zu IT-Themen ist essentiell

Jura und IT – ein gelungener Brückenschlag

Olga Pramberger ist Projektmanagerin in einem Softwareunternehmen und Fachexpertin für Compliance und Transportentwicklung. Eigentlich hatte sie Jura studiert und war lange Zeit als Prokuristin bei einem Unternehmen in Russland tätig. Zu Gerichtsverhandlungen hat Olga – anders als ihre Kollegen – keine dicken Ordner mitgenommen, sondern ihr kompaktes Tablet. Sie hat sich ihren Arbeitsalltag erleichtert, indem sie sich eigene Datenbanken auf ihrem Tablet angelegt hat und so schneller auf relevante Informationen zugreifen konnte. Durch ihr BWL-Studium ist sie nach Deutschland gekommen und hier sesshaft geworden. Den Impuls, sich bei einer Softwarefirma zu bewerben, gaben ihr Freunde. Heute ist sie Teil eines agilen Teams, das eine Software zum Thema Exportkontrollen und Sanktionseinhaltung entwickelt. Olgas Aufgabe ist es, die geltenden Gesetze zu überprüfen und die Software entsprechend anzupassen. Sie kombiniert in ihrem Job die Erfahrungen aus ihrer vergangenen Berufslaufbahn und ihre Affinität zum Thema IT.

Ihr Rat an künftige Quereinsteigerinnen:
„Ihr solltet ein gutes abstraktes Denken mitbringen, um komplizierte Probleme vereinfacht darstellen zu können, aber auch ein generelles Interesse an und Affinität zu IT haben.“

Von der Fotografin zur „IT Woman of the year“

Sandra Jörg ist Gründerin und CEO der Firma „Blackpin“ in Aalen und 2022 als „IT Woman of the year“ in der Kategorie „Digital Transformation – Business Innovator“ ausgezeichnet worden.

Sandra wollte einer kreativen Arbeit nachgehen und hat eine Ausbildung zur Fotografin abgeschlossen. Schnell merkte sie, dass sie noch mehr erreichen wollte und hat eine Ausbildung zur Typografin bei einem Verlag absolviert. Während ihrer Ausbildung hat sich die Arbeit mit Computern etabliert. Dies waren ihre ersten Berührungspunkte mit der Digitalisierung. Mit nur 18 Jahren hat sich Sandra selbständig gemacht und eine Agentur gegründet. Diese war so erfolgreich, dass sie von einer Berliner Agentur aufgekauft wurde. Dort hat sie zunächst den Kreativbereich aufgebaut und war für den Aufbau von Kleinanzeigen-Seiten und Konsolenspielen mitverantwortlich. Später stieg sie sogar in die Geschäftsführung der Agentur auf. Mittlerweile hat Sandra die Agentur verlassen und die Firma „Blackpin“ gegründet.

Als Tipp für Quereinsteigerinnen riet sie, sich die Arbeitsbereiche direkt vor Ort in den jeweiligen Unternehmen anzuschauen und den Arbeitsalltag mitzuerleben, um so die Aufgabenfelder kennenzulernen.

Eine Soziologin in der IT, denn „IT wird für die Menschen gemacht“

Sabine Wolz ist IT-Produktmanagerin, Soziologin und Wirtschaftswissenschaftlerin. Ihr Weg in die IT verlief auf Umwegen. Ursprünglich hatte Sabine ein Managementstudium abgeschlossen und wollte im Marketing arbeiten. Bei einem Praktikum nach dem Studium wurde ihr allerdings klar, dass diese Branche nicht das ist, was sie sich vorgestellt hatte. Ihr Professor an der Uni riet ihr zu einem Job in der Datenverarbeitung, was sie zunächst nicht weiterverfolgen wollte. Heute kann sie ihr Wissen aus den Geisteswissenschaften bei ihrer Arbeit als IT-Produktmanagerin anwenden: „IT wird für die Menschen gemacht“, sagt sie.

Sie gibt den Teilnehmerinnen, die sich einen Einstieg in die IT-Branche vorstellen können, mit auf den Weg, sich durchzusetzen und sich selbst viel zuzutrauen: „Man muss nicht alles wissen, man muss nur wissen, wo es steht.“

Für weitere Informationen zum Quereinstieg stehen Ihnen die Beraterinnen der Kontaktstellen Frau und Beruf Baden-Württemberg gerne zur Verfügung.

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