Nach mehr als zwei Jahren pandemiebedingter Auszeit war es endlich so weit: Am 7. Juli 2022 fand die Auftaktveranstaltung der neuen Reihe „BW-MINT-vernetzt“ der Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen“ in Präsenz statt.
Wissen für Morgen: Die mitwirkenden Auszubildenden des DLR zusammen mit Frau Dr. Birgit Buschmann, Referatsleiterin Wirtschaft und Gleichstellung, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg
Rund 30 Vertreter:innen von Bündnispartner:innen versammelten sich im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) in Stuttgart-Vaihingen zu einem regionalen Netzwerktreffen. Das DLR ist vor allem als das Forschungszentrum der Bundesrepublik Deutschland für Luft- und Raumfahrt bekannt. Es verfügt über 30 Standorte im gesamten Bundesgebiet. Am Standort Stuttgart existieren sieben Forschungsinstitute in den Bereichen Luftfahrt, Raumfahrt, Energie, Verkehr und Sicherheitsforschung. Hier gibt es auch Ausbildungsplätze und Studiengänge im gewerblich-technischen Bereich.
„Wie können weibliche Auszubildenden und Studentinnen stärker an die MINT-Thematiken herangeführt werden?“
„Was heißt es für junge Frauen, sich in männerdominierten Bereichen wie dem Maschinenbau und der Mechatronik zu behaupten?“
Fragen und Themenschwerpunkte wie diese wurden innerhalb des Netzwerktreffens erörtert und diskutiert.
Zu Beginn gab Frau Dr. Anke Kovar, Leiterin der Standorte Süd-West, einen prägnanten Überblick über die Arbeit des DLR in Baden-Württemberg. „Es ist wichtig das die Initiative vorangetrieben wird, daher war es für das DLR Stuttgart ein großes Anliegen der erste zu sein, der das Netzwerk zu sich einlädt.“, erklärt Frau Anke Kovar, Leiterin der DLR-Standorte Stuttgart, Lampoldshausen und Ulm. „Und das hat sich auch gelohnt, der Austausch hat gezeigt was bereits gut läuft und wo man noch nachbessern kann, um Frauen noch stärker in die MINT-Berufe einzubinden.“
Frau Dr. Birgit Buschmann, Referatsleiterin Wirtschaft und Gleichstellung, Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus Baden-Württemberg, zeigte sich bei ihrer Begrüßung insbesondere über die große Resonanz des neuen Veranstaltungsformats unter den Bündnispartner:innen sehr erfreut. Bei „BW-MINT-vernetzt“ geht es, so Frau Dr. Buschmann, „vor allem um einen vertieften Einblick in die Aktivitäten der Bündnispartner:innen vor Ort, den persönlichen Austausch und die Vernetzung untereinander sowie Synergien und Ideen für mögliche neue gemeinsame Aktivitäten“. Sie dankte Frau Dr. Kovar und allen mitwirkenden Auszubildenden und Ausbildern des DLR „für ihre wertvollen und spannenden Impulse und Erfahrungsberichte“.
Bei einer anschließenden Führung durch die Lehrwerkstätten des DLR sowie Gesprächen mit Ausbildern und Auszubildenden hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit Einblicke in die Tätigkeitsfelder des DLR zu erhalten. Die beiden Auszubildenden Anni Chevalier (Elektronikerin für Geräte und Systeme) und Andreas Stäbler (Feinwerkmechaniker) sowie Keren Scherr (duales Studium Mechatronik) berichteten anschaulich über ihre Motive für die jeweilige Berufs- bzw. Studienwahl sowie die gewerblich-technische Ausbildungs- und Studienpraxis am DLR. Ein Impulsreferat von Dr. Tobias Neff, Leiter des DLR_School_Lab Lampoldshausen, Landkreis Heilbronn, über Strategie und Maßnahmen dieser DLR-Bildungseinrichtung rundete die Auftaktveranstaltung ab.
„Frauen in MINT-Berufen“: Handlungsbedarfe und Handlungsansätze
Fehlende Berührungspunkte zu MINT-Berufen im Kindesalter, Prägung innerhalb der Familie durch traditionelle Berufswahlmuster sowie eine Hemmschwelle zu männerdominierten Bereichen wie Technik, Mathematik und Co.: Alle diese Gründe nannten die Auszubildenden im Hinblick auf den Mangel an weiblichen MINT-Nachwuchstalenten.
Keren Scherr, 21 Jahre alt und duale Studentin im Studiengang Mechatronik am DLR, sieht einen weiteren wichtigen Grund für die mangelnden Berührungspunkte von Schülerinnen mit MINT: „Neben dem Sozialpraktikum in der Realschule bzw. im Gymnasium sollte auch ein technisches Pflichtpraktikum für Schüler:innen eingeführt werden, um so bereits im Teenageralter Frauen zur Wahl von MINT-Berufen zu ermutigen.“
Dies praktiziert das DLR in vorbildlicher Weise mit Angeboten von der frühkindlichen Bildung bis zu Studierenden. Beispielsweise besuchen Tutoren des DLR_School_Lab bei einem „Tag der kleinen Forscher“ Kindergärten und Grundschulen. Beim Basteln und Experimentieren geben sie den Kindern praktische Einblicke in den MINT-Bereich.
Am Standort Lampoldshausen umfasst die Nachwuchsförderung in ihrem DLR_School_Lab unter anderem Laborbesuche und Online-Kurse (Live-Experimente, interaktive Vorträge) für die Klassenstufen 5 bis 13. Für Lehrkräfte werden Fortbildungen und Seminare angeboten, sodass auch sie die Welt der Technik entdecken und später ihren Schülerinnen und Schülern noch besser vermitteln können.
Für Schülerinnen und Schüler ab Klasse 8 sowie für Studierende besteht am DLR die Möglichkeit, Praktika in unterschiedlichen Themenbereichen zu absolvieren. Dabei bearbeiten sie praktische Aufgaben und werden von Auszubildenden angeleitet. Neben Einblicken in Ausbildungsberufe bekommen die Teilnehmenden auch ein besseres Verständnis für im Arbeitsalltag notwendige Sozialkompetenzen wie etwa Teamfähigkeit.
Start für „BW-MINT-vernetzt“: zu Gast beim DLR in Stuttgart-Vaihingen
Die neue Veranstaltungsreihe „BW-MINT-vernetzt“ geht auf eine Idee aus den beiden Design Thinking-Workshops der Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen“ von Mai 2019 und Januar 2020 zurück. Dieses Veranstaltungsformat bietet jeweils einer Bündnispartnerin bzw. einem Bündnispartner die Gelegenheit, ihre jeweiligen Aktivitäten einem interessierten Kreis persönlich vorzustellen. Im Fokus der regionalen Netzwerktreffen steht der persönliche Austausch, aus dem sich ggfs. Anknüpfungspunkte für Kooperationen und eine intensivere Zusammenarbeit ergeben. Auf diese Weise können Synergien und ggf. auch innovative Ideen für neue Vorhaben entstehen und gemeinsam weiterverfolgt werden.
„BW-MINT-vernetzt“ zu Gast beim DLR in Stuttgart.
Faszination DLR: Ausbildungen und Studiengänge für die Zukunft
Am Standort Stuttgart des DLR stehen insgesamt elf Studienplätze als dualer Partner der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart für die Bachelor-Studiengänge Elektrotechnik, Maschinenbau, Mechatronik und Facility Management zur Verfügung. Im MINT-Bereich gibt es zudem pro Jahr jeweils zwei Ausbildungsplätze im Beruf Feinwerkmechaniker:in sowie im Berufsbild Elektroniker:in für Geräte und Systeme.
Bei der Bewerberauswahl sind Schulnoten ein wichtiges Kriterium, insbesondere die Leistungen in Mathematik und Physik spielen – neben der intrinsischen Motivation und dem Interesse für technische Anwendungen – eine Rolle.
Fortsetzung gewünscht
Am Ende tauschten sich die Teilnehmenden bei einem Imbiss über mögliche gemeinsame Projekte zur verstärkten Förderung von Mädchen und Frauen in MINT-Berufen aus. Alle Teilnehmenden waren begeistert von den spannenden Einblicken, die das DLR bei diesem regionalen Netzwerktreffen gewährt hatte.
Aufgrund dieser überaus positiven Resonanz plant die Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen“ weitere regionale Netzwerktreffen. Sie sollen nach Möglichkeit vor Ort bei der jeweiligen Bündnispartnerin bzw. beim jeweiligen Bündnispartner stattfinden.
Mehr über das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. erfahren Sie auf den Webseiten des Standort Stuttgart und des Standort Lampoldshausen.
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