Getreu dem Motto „Wachstum beginnt am Ende der Komfortzone”, macht Wirtschaftsingenieurin Hannah Rockenhäuser erfolgreich als Frau im MINT-Bereich Karriere. Bei terranets bw GmbH, einem Unternehmen mit 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wurde der 28-Jährigen die Fachgebietsleitung für die Bereiche Assetmanagement und Netzplanung anvertraut. Dabei geht sie mutig und konsequent ihren eigenen Weg in der zukunftsträchtigen Energiebranche, in der sie sich nicht nur kontinuierlich anspruchsvollen Aufgaben stellen darf, sondern auch einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität in Baden-Württemberg und Hessen leistet.
Wenn die Rechnung aufgeht – und bis heute stimmt
Spaß an Mathematik hatte Hannah Rockenhäuser schon während ihrer gesamten Schulzeit gehabt. Nach ihrem Schulabschluss bewog es die Abiturientin dazu, eine MINT-Veranstaltung an der Universität Stuttgart zu besuchen, wo sie der Studiengang Wirtschaftsingenieurwesen direkt abholte. Letztendlich entschloss sie sich dann für ein Studium an der Hochschule Esslingen. „Besonders interessant war für mich das Angebot der Hochschule Esslingen, da hier Wert auf einen starken Praxisbezug gelegt wurde. Das verpflichtende Praxissemester, aber auch die Möglichkeit, die Abschlussarbeit im Unternehmen schreiben zu können, sprachen mich sofort an.“ Auch das familiäre Umfeld der Hochschule sowie die vielfältigen Optionen für Auslandsaufenthalte waren weitere Pluspunkte. So war die Entscheidung für diesen Bachelorstudiengang schnell gefallen. Während des Studiums konnte die frischgebackene Studentin im Rahmen eines sechsmonatigen Praktikums in der Qualitätssicherung im Aftersales bei der Daimler AG bereits früh Praxisluft schnuppern. Um den Erfahrungsschatz, den sie in einem Konzern sammeln durfte, durch Eindrücke von einem mittelständischen Unternehmen zu ergänzen, schrieb die angehende Bachelor-Absolventin ihre Abschlussarbeit bei der ERNI Production GmbH & Co. KG über eine Make-or-Buy-Entscheidung (Kauft man ein wichtiges Zusatzteil extern ein, oder lohnt es sich, es selbst zu produzieren). Nach einer kurzen Auszeit in Form eines Roadtrips durch die USA entschied sich Hannah Rockenhäuser Anfang 2020 für ihren Berufseinstieg bei der terranets bw GmbH, wo es für sie bis heute steil bergauf ging.
Von der Hochschule in den Beruf – und parallel wieder zurück an die Universität
Als die Hochschulabgängerin in das Unternehmen eintritt, das den diskriminierungsfreien Transport von Gas von Niedersachsen bis an den Bodensee sicherstellt, widmet sie sich zunächst Aufgaben im Bereich der Kapazitätsvermarktung. Nach zweieinhalb Jahren wechselt sie von diesem eher operativen Feld zu einem strategischen: zur Netzentwicklung Gas, wo der Wirtschaftsingenieurin ihre in der vorigen Position gewonnenen Erfahrungen in die Karten spielen. Während der Gaskrise 2022 wird sie im Rahmen ihrer Tätigkeit mit spannenden Herausforderungen betraut und kann die Zukunftsausrichtung des Netzentwicklungsplans aktiv mitgestalten. In dieser Zeit wächst auch ihr Wunsch nach Weiterbildung. Dies bewegt sie zum berufsbegleitenden Master in Wirtschaftsingenieurwesen mit Spezialisierung in Digital Business an der AKAD University im Fernstudium. Diese Phase, die Hannah Rockenhäuser dank viel Disziplin und privater wie beruflicher Unterstützung meistert, erlebt sie als besonders intensiv und bereichernd zugleich: „Dabei habe ich viel Neues über technische Themen, Managementaufgaben und Unternehmensführung gelernt, aber auch, wie ich mich selbst am besten strukturiere, mit meinen eigenen Leistungsgrenzen umgehe – und darüber hinauswachsen kann.“
Der Mix aus Netzplanung und Assetmanagement bringt Vielfalt
Nach ihrer Masterarbeit im Themengebiet KI und Nachhaltigkeit im März 2024 wagt sie den nächsten Schritt auf der Karriereleiter und bewirbt sich auf die Fachgebietsleitung Assetmanagement und Netzplanung bei terranets bw. Aus ihrem Ziel wird schnell Realität. Was ihr an dieser Tätigkeit besonders viel Spaß macht? „Sie ist einfach besonders vielseitig, bietet mir fachlich anspruchsvolle Aufgaben und die Möglichkeit zum ständigen Austausch mit unterschiedlichen internen und externen Akteuren, wie beispielsweise Behörden, Kraftwerksbetreibern oder der Netzkundenbetreuung. Diesen Mix mag ich sehr gerne.“ Vielfalt ergibt sich insbesondere auch durch die beiden Felder, die sie gleichzeitig bedient: Während in der Netzplanung vor allem die nationale Netzentwicklungsplanung Gas und Wasserstoff im Zentrum steht, behandelt Assetmanagement die Vermögenswerte im Unternehmen und setzt sie wirtschaftlich sinnvoll ein. „Als Fachgebietsleitung ist es meine Aufgabe, beide Teams strategisch zu lenken und weiterzuentwickeln. Diese wohlbekannte ‚Sandwichfunktion‘ gestaltet sich gerade in Zeiten von ständigem Wandel sehr abwechslungsreich. Sie fordert mich, täglich Themen zu priorisieren, fundiert Entscheidungen zu treffen und konsequent und klar für meine Fachgebietsposition, aber auch meine persönlichen Führungswerte – Transparenz, Teamarbeit und Zuverlässigkeit – einzustehen und meinen Mitarbeitenden hier ein Vorbild zu sein.“
Alles, was für diese Tätigkeit zählt
Doch welche Soft- und Hard-Skills braucht es, um diese Bindegliedfunktion meistern zu können? „Notwendige Soft-Skills sind definitiv soziale Kompetenz und Teamfähigkeit, Belastbarkeit und Resilienz, analytisches Denkvermögen, Organisationsstärke und Konfliktfähigkeit,“ so die begeisterte Führungskraft. Als Hard-Skills seien ein abgeschlossenes Studium im technischen Bereich, Berufserfahrung – möglichst in der Energiebranche – und gegebenenfalls Führungserfahrung relevant. Doch selbst ohne Führungserfahrung habe sie damals die Chance bekommen, den Job als Fachgebietsleiterin anzunehmen und sich weiterzuentwickeln. Raum für regelmäßige Entwicklung, Ausgleich und Reflexion ist Hannah Rockenhäuser auch privat sehr wichtig. Sie findet einen Ausgleich vor allem in der Bewegung – beim einfachen Spaziergang genauso wie beim Joggen, Radfahren, im Fitnessstudio oder beim Yoga. „Nach einem anstrengenden Tag lade ich in dieser Zeit nur für mich meine Akkus wieder auf.“
In MINT, it’s all about the mix
Die Frage, ob sie sich auf ihrem Gebiet jemals wegen ihres Geschlechts benachteiligt gefühlt habe, kann sie verneinen: „Ich hatte nie das Gefühl, dass ich Hürden überwinden musste, an denen Männer nicht genauso arbeiten mussten.“ Sie dreht den Spieß sogar um: „Aus meiner Sicht können gemischte Gruppen deutlich mehr erreichen als gleichgeschlechtliche Gruppen, da sich meiner Empfindung nach in vielen Bereichen unterschiedliche Herangehensweisen sehr gut ergänzen können.“ Damit das auch so bleibt und weiterhin immer mehr Frauen den Weg in den MINT-Bereich einschlagen, sollten sich laut Hannah Rockenhäuser Möglichkeiten wie der Girls‘Day, die Code Week oder andere Angebote der Bündnispartnerinnen und Bündnispartner der Landesinitiative „Frauen in MINT-Berufen“, die bereits jetzt einen positiven Trend setzen, noch weiterentwickeln. „Gerade die Präsenz von Vorbildern sollte stark gefördert werden, da auch ich dadurch bei meinen bisherigen Berufsstationen besonders motiviert wurde.“
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